Rudeblads Lied an Sarina

gedichtet und vorgetragen von Seiner Gnaden Rudeblad Heimtraut Ass'idian

Ich bin vielleicht nicht sehr geschickt,
ein kleiner Bruder von nicht viel Verstand,
doch fühl ich's wohl, dass Eine auf mich blickt,
die leitet mich - und reicht mir ihre Hand.

Mit Euch zu sprechen zieht's mich immerfort,
doch dass mir nicht der Herrin Lob entfleuch',
bitte ich Euch: an einem ruhigen Ort
nach diesem Lied erkläre ich mich Euch.

Es kränkt ja nicht, durch diese Melodei,
der Herrin und auch Euren Ruhm zu mehr'n,
zwar wünschte ich, dass dies ein Opfer sei;
doch sagt ein Wort, dann schweige ich auch gern...

Barmherzig war Sie als der Weltenraum
am Anfang öd und ohne Hoffnung war,
den Schweifenden gab Sie den Heimattraum
und baute Ihre Herberg' wunderbar.

Suchst Du den Ort und wanderst durch die Zeit,
siehst Welten schwinden, alles, was Dich hält;
dann denkst Du wohl, es sei noch furchtbar weit,
und doch - am Wege öffnet Sie ihr Zelt.

An jedem Feuer, das im Wildland brennt,
in jedem Gasthaus und an jedem Herd,
in jedem Antlitz, das die Liebe kennt,
da ist Sie da, wird unerkannt verehrt.

So auch, als ich in Deine Augen schaut,
da blühten Sterne auf, wie Diamant;
da klang in Deiner Stimme hell der Heimatlaut,
da wuchs Ihr Wissen, hin sank mein Verstand.

So wand're ich nun über Grenzen hin,
wenn Tage kommen, gehen, ist es gleich;
in Deinen Zügen liegt der Anbeginn,
der Liebe Schlussstein dort in Ihrem Reich.

Den Stein der Göttin gab ich gerne hin,
dass ich verschenken kann, ist Ihre Gabe nur;
und auch Dein Werk, Du legst der Liebe Spur
und hast vollbracht, dass ich so glücklich bin.

Denn wessen Hand hat mich sanft aufgericht',
als ich voll Schmerz und Weh darniederlag?
Der Herrin Schein sah ich in deinem Angesicht,
hin war die Angst; da ward es in mir Tag.

Doch war es mehr als dieser Augenblick;
dort spürt' ich nur das unsichtbare Band,
das knüpfte mich daselbst an Dein Geschick;
wie lang, steht nicht in meiner Hand.

Durchs Leben ging ich gerne Hand in Hand
mit Dir - doch wer weiß, wann's uns wieder trennt;
ob je Dein Nam' von mir in Lieb' genannt,
ob morgen man mich hier noch weiter kennt.

Ich bin vielleicht nicht sehr geschickt,
ein kleiner Bruder von nicht viel Verstand;
doch hab' ich einmal Dir ins Herz geblickt,
das halt ich fest, bewahr's mit Herz und Hand.

Ich wünscht, wenn einstmals Sterne fallen
und anbricht dann die allerletzte Nacht,
dann mög' es durch die Sphären hallen,
dass damals ich an Dich gedacht.

Die Herrin selbst wird an uns denken dann -
an Ihrer Tafel und in Ihrer Lieb';
dort sehen wir von Angesicht uns an,
wenn von uns nichts als Staub und Asche blieb.

Dann tut sich Ihre Tür von Neuem auf,
dann strahlt Ihr Sternbild wie vor Anbeginn;
mag fallen dann der Zeit- und Weltenlauf,
Ihr Reich - der Liebe ist's Gewinn.


Nach einer Melodie von Günter Hölscher
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© Günter Hölscher