Wo auch der Sultan zu Fuß hingeht

Autoren: Oliver H. Herde und recht viele andere

OHH

Zulhamina bekommt nichts mehr von dem Gespräch der Zurückbleibenden mit - ganz, wie von jenen beabsichtigt.
Ihre geschwinde tappelnden Füße werden für kurz etwas langsamer, als sie einen Herrn passiert, der gestern noch völlig anders gekleidet war. Bei wohlhabenden Herrschaften ist es ja an sich nicht ungewöhnlich, wenn sie jeden Tag etwas anderes tragen. Bei diesem hier scheint es ihr allerdings schon einen größeren Bruch im Charakter der Gewandung gegeben zu haben.
Natürlich geht sie das nichts an! Bevor sie allzu sehr ins Starren verfällt, deutet sie besser durch ein Kopfeinziehen eine Verneigung an und beeilt sich dann weiter zur Türe hin.
Ein wenig wirkt der Herr, als habe er Zulhamina gar nicht recht wahrgenommen. Falls das eine Rolle spielt, so ist es vermutlich eher ein Vorteil.
Draußen verhält sie erst einmal inne. In welcher Richtung war doch gleich der Verschlag? Vorhin ist sie ja einfach Herrn Fadim ibn Shahasan nachgelaufen. Beider Richtungen Anblick kommt ihr gleichermaßen bekannt vor. Orientierung, ihre größte Schwäche.

LR

Manchmal öffnen sich im Leben Türen auf dem Weg, wo andere verschlossen bleiben. Vermutlich eine viel zu philosophische Betrachtung in Anbetracht der Tatsache, sich an einem Gasthaus zu befinden, aber er ist in philosophischer Stimmung. Hilfreich, wenn man einen Blick in die Karten versprochen hat.
Die junge Frau vom Vorabend hat ihre eigene Suche, das weiß er. Sie hat bereits Hilfe erhalten, auch das weiß er. Er sollte seinen Fokus behalten. Der versprochene Dienst geht vor. Danach kann er sich Neuem widmen, wenn es gewünscht ist. Er wird sich nicht aufdrängen. "Guten Morgen", grüßt er dennoch freundlich. Schadet ja nun schließlich auch nicht.

OHH

Erst jetzt bemerkt Zulhamina den Herrn, was sich sogleich in einem leichten Zusammenfahren sichtbar äußert. Eilig wird ein Knicks nachgeschoben, welcher ein wenig wie eine verstärkte Wiederholung der ersten Bewegung anmuten mag. Wo hat sie nur manchmal ihre Gedanken!
"Guten Morgen, Herr", erwidert sie artig dem Freundlichen. Ihre Hände wandern vor den Schoß, der Kopf legt sich leicht schief und sie lächelt den Mann abwartend an.

LR

'Von Kummer zerfressen scheint sie allemal nicht', registriert der 'Herr'. Die Priesterin scheint sich ihrer Göttin würdig erwiesen zu haben. Vielleicht hat sie ähnlich beruhigenden Einfluss auf ihren Begleiter mit der allzu sonnigen Ausstrahlung. Das wäre für ihn, Nestario, nur von Vorteil.
So nickt er noch einmal munter, um an der jungen Frau vorbei ins Gasthaus zu treten.

OHH

Natürlich will der Herr nichts weiter von ihr - was denn auch! Aus einem unwillkürlich angedeuteten neuerlichen Knicks heraus schwingt Zulhamina herum, tateifrig ihres Weges zu ziehen - und verharrt sogleich wieder.
Wo lang denn nun!?
Die Ansicht von Haus und Straße zur Linken kommt Zulhamina vertrauter vor als die andere Seite. Dort muss es sein! Wohlgemut begibt sie sich in die falsche Richtung, welche sie fraglos dennoch irgendwann zum Ziele führen wird.
Ja, ganz offensichtlich ist sie richtig, glaubt Zulhamina, denn der Hof, welchen sie hinter der Hausecke vorfindet, hat sie schon einmal erblickt. Hier war sie gestern mit Hernn Fadim ibn Shahasan und Herrn Amirato La... Lukadingsbums, dem speilfreudigen Magier, reitend unterwegs. Und abstürzend.
Je weiter sie jedoch den Hof zwischen den beiden Stallungen passiert, desto weniger vertraut kommt ihr der Blickwinkel vor. Schon seltsam, aber noch kein Grund, sich irritieren zu lassen. Da vorne sieht man ja auch schon den Trog hinter dem Hause, wo gestern so eifrig geplanscht wurde!
Und tatsächlich: Als Zulhamina die weitere Ecke erreicht, bietet sich ihren Augen ein neuerliches Körperbefeuchten, diesmal allerdings am benachbarten Brunnen. Den kennt sie ebenfalls noch von gestern, was beweist, wie richtig sie unterwegs ist.
Den Glücksbriefverkäufer und seine Badegesellschaft zu stören, fällt ihr nicht ein. Dezent und leise, wenngleich auf die wenigen Schritt wohl unübersehbar, begibt sie sich an der Hauswand entlang. Wo ist er denn nur hin, der Verschlag? Sie hat ihn doch gestern gesehen?

FH

Sommer ergreift den Eimer und leert den Inhalt ein weiteres Mal über ihre Füße. "Dann können wir jetzt ja ins Gasthaus gehen", nimmt sie den viel früher gefassten Plan wieder auf. "Und dann gehen wir los und folgen dem Stern."
Wichtige Dinge vergisst sie nicht. Mit einem großen Schritt aus der großen Pfütze heraus wendet sie sich zum Gehen und erblickt das stille Mädchen aus den bunten Städten, diesmal im hellen Tageslicht. "Guten Morgen", grüßt sie vergnügt. "Magst du auch frisches Wasser haben?"

OHH

Wie angewurzelt bleibt Zulhamina stehen. Nach kurzem blinzeln wird erstmal fahrig geknickst, obgleich sich das Mädchen nicht sicher darüber ist, ob sowas gegenüber Bettlern und Landstreichern angemessen ist. Darüber hat man die Sklavin nie aufgeklärt.
Eigentlich hat sie anderes etwas dringender, als sich zu waschen, andererseits ist die Idee gar nicht so schlecht, und bei einem so freundlichen Vorbringen kann sie schon deswegen gar nicht widersprechen. "Gern", erwidert sie daher mit einem Schritt auf die beiden zu.

FH

"Na, denn."
Mit fröhlichem Platschen landet der Eimer ein weiteres Mal in der schattigen Tiefe des Brunnens, um sogleich mit frischem Inhalt wieder emporzusteigen.
„Wiederum-wiederum-drumdrei“, erläutert Sommer ihr Tun, überflüssig vielleicht, aber mit Melodie.

OHH

Derweil tut Zulhamina noch zwei weitere Schritte näher, um dort in geringem, aber nicht respektlosen Abstand der Fröhlichen zuzuschauen. Welch eine lustige Person! Ob sie vielleicht eine Gauklerin ist? Bestimmt! Auch die Kleidung würde dazu passen, ebenso die Gesellschaft des singenden Glücksbriefverkäufers. Dass Zulhamina nicht gleich darauf gekommen ist!
Die Hände mal wieder vor dem Schoße wirft sie auch vorsichtige Seitenblicke auf jenen. Ob der sich wohl über ihr Auftauchen auch so erfreut gibt? Gestern jedenfalls war er ja auch ein Lieber.

GH

Dem Stern? Das Onkelchen mag etwas verdutzt aussehen, wird es doch zugleich jenes kleinen Fräuleins ansichtig, das gestern dem schwarzgewandeten Magus aus fernem Land gegenübersaß, dem er einen Glücksbrief überreichte. Glücksbrief! Den Stern meint das Nichtchen also! Also wissend beginnt das Onkelchengesicht zu strahlen. Es ist nicht schlimm, vergesslich zu sein, wenn man so alt ist. Hauptsache, man erinnert sich!
"Na denn auf ein viertes! Gehen wir hinein! Und ein gesegnetes Waschen der Dame!" freut es sich, gute Wünsche ausstreuend und eine Verbeugung gegenüber der Dame andeutend, auf ein baldiges Frühstück.

OHH

Abermaliges Knicksen, diesmal jedoch wieder ausführlicher, denn so hat es der freundliche alte Mann verdient.
Dann wendet Zulhamina ihr freundlich-fröhliches Gesicht wieder dem anderen Mädchen zu, welches nicht viel älter als sie zu sein scheint. Schon wieder wird sie bedient! Fast weiß sie nicht, ob dieser Umstand erstaunlich ist oder jener, dass sie sich erst jetzt darüber verwundert.
Auch dies ist sogleich Vergangenheit, da Zulhamina erkennt, dass die junge Frau schon fertig und der volle Eimer angekommen ist. "Oh! Vielen Dank!" Schnell noch ein weiteres fahriges Knickslein, dann tut sie die letzten beiden Schritte an den Brunnenrand heran.

FH

"Da nicht für... Und viel Spaß auch!" Mit diesen munteren Worten dreht sich Sommer einmal um sich selbst, um alsodann gemeinsam mit dem Onkelchen den Weg in die Wirtsstube anzutreten.

GH

"Ja, in der Tat, nicht da für!" echot das Onkelchen und dreht sich ebenfalls und trotz seines Alters grazil um die eigene Achse. "Denn das Beste im Leben ist umsonst - ein Tanz, ein Stern, ein Wasser und ein Frühstück. Viererlei Vergnügen - und die ganze Welt gehört uns!"
Nur müsste man nach der Dreherei erst einmal wissen, wo es lang geht. Das Nichtchen wird es schon wissen. So wird ihr gefolgt, nicht ohne noch einmal freundlich zurückzunicken.

OHH

Tief beeindruckt von so viel Großherzigkeit, aber auch etwas verunsichert über den Zweck der Umdrehungen, schaut Zulhamina den beiden nach. Dabei vergisst sie aber nicht das notwendige Knicksen, als der Glücksbriefverkäufer ihr seine abschließende Aufmerksamkeit erweist. Es wird sogar noch ein zurückhaltendes und doch sehr fröhliches Winken der Finger mitgeschickt.
Armut scheint doch nicht ganz so traurig zu machen, wie Zulhamina immer dachte. Zumindest nicht dauerhaft. Bestimmt aber ist es sehr schwer, sich immer durchzuschlagen, zu entscheiden und irgendwoher Geld und Essen zu bekommen. Insofern noch etwas, das sie zu jenen beiden aufschauen lässt.
Der Kopf wendet wieder nach vorne auf den gefüllten Eimer. Arglos steckt Zulhamina die Hände hinein und erstarrt erst einmal kurz ob der Kälte des Wassers.
Natürlich ist es auch in der Heimat kühl, vor allem morgens. Dennoch erscheint es Zulhamina hier eisiger, zumal sie eben so sehr mit anderem beschäftigt war. Bedeutungsschwerer ist jedoch der Umstand, dass es nicht bei einer kleinen Gänsehaut bleibt. Der Unterleib des Mädchen erinnert es daran, weswegen sie das Haus verlassen hatte. Dies tut er mit einer Eindringlichkeit, welche keinen Aufschub mehr duldet.
Ruckartig zieht Zulhamina ihre Hände zu sich, was ihr einige Tropfen auf dem Gesicht und im Brustbereich einbringt und das Gefühl, mal eben gerade ganz woanders sein zu müssen, nochmals verstärkt. Der nächste Ruck gilt einer Drehung nach rechts. Dann wird losgelaufen.
Aber wohnin, wohin!? Hier kam sie doch eben her; das muss falsch sein! So wird der Brunnen umrundet. Fast ist dem Mädchen nach Schreien zumute. Die Arme breitet es nun aus, wie flehentlich emporgehoben, als gälte es, einem Überfall zu entfliehen.
Wo ist nur der Verschlag geblieben! Die Hände werden nun vor den Bauch gehalten, als könnten sie bremsen, was da heranmarschiert. Das Herumgelaufe regt leider auch noch andere Bereiche an, die sich von einer Last befreien wollen.
Doch als Zulhamina sich etwas vom Brunnen entfernt und der wiederum nächsten Hausecke genähert hat, erkennt sie endlich das Gesuchte dahinter hervorschauen. Das Ziel nun fest im Blick, eilt sie darauf zu.

SD

In Gedanken schon beim Frühstück folgt Ysidra gut gelaunt dem von unzähligen früheren Gästen gebahnten Pfad zum Abort. Es verspricht, ein weiterer schöner Spätsommertag zu werden - ideal für die weitere, kurze Reise. Mit Erkan. Ein Gedanke, der Ysidra lächeln lässt. Da erreicht sie auch schon ihr Ziel.

OHH

Aus der anderen Richtung wackelt Zulhamina in höchster Eile heran. Als sie jedoch die zauberische Herrin erblickt, bleibt sie wie angewurzelt mit großen Augen stehen. Auch das noch!

SD

Direkt vor dem Abort stehend, sieht Ysidra die junge Sklavin nicht. Sie fasst den Türgriff und zieht sacht daran, um zu prüfen, ob die Tür von innen verriegelt ist. Nein, ist sie nicht, und es erfolgt auch kein Protest von innerhalb des Verschlags, also befindet sich wohl niemand in seinem Inneren. Also öffnet Ysidra die Tür und macht einen weiteren Schritt heran, bis direkt vor die Schwelle. Kritisch beäugt sie das Innere des Aborts.

OHH

Oh nein, oh nein, oh nein! Hoffentlich braucht die Herrin nicht so lange!
Die Möglichkeit, sich einfach hier irgendwo in die Gegend zu erleichtern, kommt Zulhamina gar nicht recht in den Sinn. Solche Ideen hat ihr Mufat ibn Saiman schon in sehr viel jüngeren Jahren auf seine ganz spezielle Art ausgetrieben. Drum eiert sie schnaufend hinter dem Häuschen umher.

SD

Recht zufrieden mit dem, was sie sieht, tritt Ysidra ein, schließt und verriegelt die Tür, um sich ungestört zu erleichtern.

OHH

Nun ist zu. Obgleich Zulhamina nicht ein-, sondern ausgesperrt ist, kommt ihr die Situation nicht viel anders und somit hinreichend bekannt vor. Neu ist ihr Handlungsradius, mit dem sie nicht recht etwas anzufangen weiß.
Mit unterdrückten Seufzern umrundet sie den Abtritt. Gibt es nicht vielleicht noch eine andere Möglichkeit? Sie könnte zum Beispiel zum Wald laufen, aber das ist schon ein Stückweit. Womöglich ist die Magierin schon in Kürze fertig? Einfach zu fragen und damit eine Herrin zu stören - noch dazu an einem solchen Ort - ist für Zulhamina kaum und nur wegen der besonderen Situation überhaupt vorstellbar.
Eventuell ist es ja am besten, sich zum Warten hinzuhocken, statt den Unterleib weiter in Unruhe zu halten. Zulhaminas Suche nach einem geeigneten Plätzchen bringt sie rasch zu dem Entschluss, in der Sonne weilen zu wollen. Die Wärme wird bestimmt beruhigend wirken. Ob der Standorte der Bäume lässt sie sich daher ein paar Schritt vor der Türe des Verschlages nieder.

SD

Recht schnell - für die verzweifelt wartende Zulhamina wohl nach schier endlosen Augenblicken - öffnet sich die Tür wieder und die weißberobte Magierin tritt hinaus. Sie blinzelt kurz im hellen Licht, da wird sie der am Boden kauernden Gestalt gewahr. Die junge Sklavin - war sie eben auch schon dort? Nein, da ist sich Ysidra sicher.
"Möchtest du hinein?" fragt sie freundlich, die Tür aufhaltend.

OHH

Auf - gefühlte - Dauer ist das Drücken des Bauches durch die Hockstellung auch nicht das Rechte. Schon will Zulhamina aufspringen und doch zum Walde laufen, da geht die Türe. Vor Schreck plumpst sie auf den geschmeidigen Hosenboden.
"Natü..." platzt sie bei dieser Frage hervor, besinnt sich aber sogleich, wie wenig sich diese Antwort geziemt, zumal sich die Magierin doch so wohlwollend zeigt. Sogar den Zugang hält sie offen!
"Hräm, äh, ich meine... Jawohl, Herrin", verbessert sich das Mädchen und rappelt sich auf.

SD

Ysidra verzichtet darauf, das Mädchen belehren zu wollen, es müsse sie nicht Herrin nennen - sie weiß, dass dies das Mädchen überfordern würde. Stattdessen lächelt sie nachsichtig-freundlich, wohl ahnend, dass dies das Mädchen nicht unbedingt beruhigen wird. Anstatt weiterer Worte wartet sie, dass das Mädchen den Abort betritt, um dann die Tür loszulassen und ihren Weg Richtung Brunnen fortzusetzen.

OHH

Bloß nicht die Herrin zu lange warten lassen! Ebenso nicht die Blase. So saust Zulhamina in den Verschlag hinein, knickst im Vorübereilen der Dame zu, setzt ihre Drehung fort und landet sitzend direkt auf dem Schlund des übelriechenden Schreckens - allerdings noch unpassend angezogen. Während es ob der sich schließenden Türe im Kabuff dunkelt, springt sie noch einmal auf und beginnt, sich unten herum zu entkleiden.
Hat sich da was bewegt? Man sieht so wenig, da durch die Spalten im Holz nur feine Lichtfasern eindringen. Aber eigentlich ist ja gar kein Platz hier, als dass noch jemand außer Zulhamina anwesend sein könnte. Höchstens vielleicht ein Geist. Keine Angenehme Vorstellung, Fadim ibn Shahasan könne unvermutet durch eine der Wände hereintreten - oder Zulhamina durch das Loch hinabziehen.
Bestimmt war es nur ein Tier oder der Wind oder... In jedem Falle sollte sie möglichst schnell fertig werden!
Auch der Geruch spricht für ein schnellstmögliches Verlassen. Zudem beginnt Zulhamina zu frösteln. Ist es nur die morgendliche Nachtkühle, welche sich hier im schattigen Kabuff vor der Sonne draußen gerettet hat? Oder liegt es - gewissermaßen ebenfalls nur - an der Furcht vor dem, das eigentlich gar nicht da ist? Und wenn es da wäre, würde man es eh nicht sehen? Zulhamina schluckt erschrocken.
Nichts wie raus hier! Etwas zu hektisch stößt Zulhamina die Türe auf, welche ihren Händen entkommt und weiterschwingt, bis ihr die Angeln für ein weiteres Fortkommen keinen Raum mehr bieten. Zum Glück geht dies nicht allzu laut vonstatten, dafür aber prallt die Türe zurück. Behende schlüpft das Mädchen hinaus, dann fällt die Geistertür hinter ihm wieder zu.
Zähneklappernd schüttelt sich Zulhamina, um Furcht ebenso wie Kälte von sich zu schleudern.
Nach einem Weilchen des Verschnaufens hat sich Zulhamina von dem Schrecken hinreichend erholt. Wirklich zu dumm, denn vermutlich, so darf man wohl annehmen, war sie doch ganz allein im Verschlag. Immerhin hört man kein geisterhaftes Heulen oder Schimpfen.
Besser, sie entfernt sich von diesem gruseligen Ort und kehrt in die Gaststube zurück. Freilich nicht, ohne sich zuvor die Hände zu waschen. Das ist jetzt ja viel sinnvoller als vorher.
Wo war noch gleich der Brunnen? Zum Glück ist er in Sichtweite. Ebenso die Magierin, welche Zulhamina schon wieder zuvorgekommen ist. Entsprechend langsamen Schrittes nähert sich das Mädchen dem neuen Ziel, auch wenn dort fraglos mehr Platz ist als im Abort.

SD

Ysidra wischt das Wasser von Gesicht und Händen, lässt die letzten Reste leicht vorgebeugt abtropfen und an der frischen Morgenluft trocknen. Als sie sich aufrichtet und umblickt, entdeckt sie am Fenster ganz links im Obergeschoss den südländischen Adeptus. Offenbar hat er Boron noch länger gehuldigt als sie. Ihr Lächeln darüber erreicht seine volle Entfaltung jedoch nicht.

OHH

Respektvoll tritt Zulhamina näher heran, wobei sie dem Blick der Magierin empor folgt. Da ist ja der Zauberer mit den Würfeln! Jener hat zwar für den ersten Blick etwas Unheimliches, doch wer gerne spielt, kann doch eigentlich nicht so schlecht sein.
Mit einem Lächeln um die Lippen schaut das Mädchen wieder auf die Frau am Brunnen. Ob jene irgend etwas gegen ihren Kollegen hat? Unbeschwert wirkt der Ausdruck jedenfalls nicht.
In stiller Vorsicht nähert sich Zulhamina dem Eimer. Ob der wohl noch gebraucht wird?

SD

Als Ysidra einer Bewegung am Rande ihres Gesichtsfelds gewahr wird, richtet sie ihre Auferksamkeit wieder auf ihre direkte Umgebung. Ah, die junge Sklavin. Wie schon zuvor wirkt sie geradezu verloren. Das Ziel ihres Interesses ist jedoch eindeutig. "Du kannst ihn gern haben", sagt sie freundlich und ohne weiter nachzudenken auf tulamidisch. Lächelnd deutet sie auf den Eimer. "Es ist noch Wasser darin", erklärt sie und fügt - nicht ahnend, dass Zulhamina bereits vorher am Brunnen gewesen ist - hinzu: "Vorsicht, es ist recht kalt." Wie zur Unterstreichung ihrer Worte zaubert ein Lufthauch eine leichte Gänsehaut auf ihre unbedeckten Unterarme.

OHH

"Oh ja!" kommt die unvermutet wissend klingende Bestätigung aus Zulhaminas Munde hervorgesprungen. "Danke, Herrin", wird mal wieder geknickst. Jene ist ja wirklich eine sehr freundliche! Drum bekommt die Magierin von Zulhamina auch ein vergleichsweise offenes Lächeln geboten.
Dann tunkt die Kleine ihre Hände diesmal deutlich vorsichtiger als vorhin in das Gefäß hinein. Das kühle Nass lässt sich diesmal in der Tat viel leichter ertragen.

UK

Lange lässt Amirato seinen Blick über die sonnenumstrahlte Landschaft streichen, beobachtet ausgiebig den Hinterhof und bleibt schließlich an dem Brunnen hängen, dort wo er die Maga und das tulamidische Mädchen entdeckt. Beide werden mit einem zögerlichen Winken begrüßt. Den Brunnen betrachtet er genauer, als wenn er von oben eine Spur des verschwundenen Söldlings aufnehmen könnte.
Dann dreht sich der Adeptus jedoch gelangweilt um, um sich an der Waschschüssel ausgiebig frisch zu machen und schließlich seine Gewandung in einen ordentlichen Zustand zu bringen.

OHH

Bei einem Seitenblick auf die Zauberin bemerkt Zulhamina oben am Fenster eine Bewegung. Der Magus hat die beiden nun bemerkt und grüßt. Rasch werden die Hände aus dem Eimer gezogen und notgedrungen tropfnass im Brusthöhe gehalten, denn das Mädchen will dem Manne natürlich seine geziemende Reverenz erweisen. Wieder erfolgt ein feiner Knicks, doch ist sich Zulhamina nicht recht sicher, ob dies droben noch gesehen wurde, denn das Fenster ist bereits leer.
Nun, weg ist weg. Und auch die Magierin scheint zumindest geistig abwesend, so dass sich Zulhamina wieder dem Eimer zuwendet. Wieder taucht sie die Hände ein und spritzt sich etwas Wasser ins Gesicht. Da muss sie sich vor Kälte erst einmal ein bisschen schütteln.
Aber Zulhamina ist natürlich kaltes Wasser gewöhnt. Da es nun nicht mehr so überraschend daherkommt, hat es eine sehr angenehm belebende Seite. Vorsichtig streicht sie sich etwas davon unter die Achseln und in den Nacken. Viel mehr möchte sie in Gegenwart einer fremden Herrin lieber nicht waschen. Wer weiß, ob jene sich gestört fühlen würde, und auch Zulhamina selbst ist sich nicht recht klar darüber, ob es ihr denn angenehm wäre. So allein in unbekanntem Land fühlt sie sich unsicher wie noch nie. Dies wiederum will etwas heißen!
Jedenfalls wird sie auf der weiteren Reise bestimmt sowieso wieder schmutzig, und eigentlich ist ja niemand da, der sie für ihre Schluderigkeit bestrafen darf. Ein Gedanke, welcher ein verstohlenes Grinsen auf ihr Gesicht zaubert.
Dann ist Zulhamina soweit mit Wasser, Eimer und Brunnen fertig. Drinnen warten noch ein fortzusetzendes Frühstück sowei zwei Reisebegleiter - hoffentlich. Besser, sie trödelt hier nicht länger herum!
Mit einem routinierten Knicks wird sich von der Magierin entschuldigt, danach wendet sich Zulhamina zum Gehen. Wo ging es noch gleich am kürzesten zum Eingang? Rechts herum hat sie es gestern schon gefunden, also wird es heute nicht anders sein. So hält sie wieder auf die Hausecke mit dem Klohäuschen zu.
Einem halbwegs bekannten Weg folgend, welchen man wegen der Unübersehbarkeit der Hauswand schwerlich verfehlen kann, ist es Zulhamina möglich, auf die herrliche Sonne und das fröhliche Vogelgezwitscher zu achten. Eigentlich hat dieses Land bei aller Armut durchaus angenehme Seiten. An manchen Stellen ist es soghar reicher als die Heimat, zum Beispiel im Pflanzenbewuchs. Mögen die Wälder auch fremdartig und dunkel erscheinen, so geht doch eine gewisse Faszination von ihnen aus.
Kurz muss das Mädchen stehen bleiben, um sich umzudrehen und dem nächstgelegenen von ihnen noch einen Blick zuzuwerfen. Ob der Überbringer wohl dort drinnen verschwunden ist? Eine Gänsehaut verbreitet sich über Zulhaminas Rücken und die Arme herab.
Hinreichend gegruselt, wedent sich Zulhamina wieder um und ihrem momentanem Ziele zu, dem Weg zurück ins Haus. Aber erst, als sie die nächste Ecke passiert, vermag etwas ihr unbestimmtes Unwohlsein beiseitezuschieben: Vor dem Eingang stehen der Wirt und der Ritter. Jene erscheinen ihr auch nicht gerade von Frohsinn erfüllt. Entsprechend unsicher nähert sie sich ihnen, um zur Türe zu gelangen. Ein bescheidenes Lächeln kann dabei wohl nicht schaden.

JuR

Der Wirt runzelt die Stirn während sich zusammen mit dem Ritter in Richtung der zum Abort führenden Strasse bewegt. "Bei allem Respekt, Euer Wohlgeboren", hakt er nach, "wenn Ihr Wirt wärt und ein Gast, dessen Wohlergehen in Eurer Verantwortung steht, mitten am Tag von Eurem Hof verschwindet und Begleiterin, Ross und Gepäck zurücklassen würde... würde es Euch dann wirklich genügen, zu sagen, dass wir..."
Als er bemerkt, dass eben jene Begleiterin ihnen gerade entgegen kommt, senkt er die Stimme ein wenig, auch wenn es ihm schwer fällt: "...dass wir letztlich alle in der Hand der Götter sind?"
Er bedenkt das Mädchen mit einem freundlichen, aber zugleich auch etwas zerknirschten Lächeln.

NW

Gemalion nickt dem verschleierten Mädchen freundlich zu, während er Tesdens Worte überdenkt und schließlich antwortet: "Nein, ich möchte Euch lediglich die Last ein wenig erleichtern, denn so gerne wir es vielleicht wollen: Wir können nicht für Wohl und Wehe all derer die letzliche Verantwortung übernehmen, die für eine Nacht unter unser Dach schlüpfen. Ich verstehe diesen Wunsch nur zu gut – aber manche Dinge werden uns einfach aus der Hand genommen."
Er strafft die Schultern: "Wir können lediglich unser Möglichstes tun, um derartige Dinge zu verhindern, doch manchmal haben die Götter einfach etwas Anderes vorgesehen... welches wir mit unserem leider doch begrenzten Horizont in seiner Gänze zu erfassen gar nicht in der Lage sind."

OHH

Nur kurz verirren sich Zulhaminas Blicke zu der Magierin, welche soeben im Hintergrunde um die andere Hausecke gebogen ist und nun ebenfalls auf den Eingang zuhält. Viel interessanter sind da doch die beiden Herren, welche auf einmal so heimlich tun und doch nicht ganz verbergen können, worum es geht. Allerdings ist nur zu offensichtlich, wie wenig Neuigkeiten es gibt, denn sonst würde man ihr ja bestimmt etwas sagen.
Oder ob Herr Fadim ibn Shahasan tot aufgefunden wurde? Etwas verunsichert bleibt sie stehen und erwidert zunächst mal die Grüße mit einem Knicks.

JuR

Das Stehenbleiben des Mädchens und seine offensichtliche Verunsicherung machen es Tesden schwer, so einfach an ihr vorbeizugehen. Also bleibt auch er vor ihr stehen.
"Euer Wohlgeboren, wartet bitte einen Moment", wendet er sich nach kurzem Zögern an den Ritter, darauf hoffend, dass es dieser nicht allzu eilig hat. "Ich möchte Euch mit der Begleiterin des Verschwundenen bekannt machen."
Kaum sind die Worte gesprochen, fällt dem Wirt auf, dass es schwierig wird, dies namentlich zu tun, da er gar nicht weiß, wie die Kleine eigentlich heißt. "Mädchen, das ist seine Wohlgeboren Dom Gemalion. Er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, den Büttel über das, was gestern vorgefallen ist, zu informieren."

OHH

'Büttel' hat sie dieser Tage doch auch irgendwo schon einmal gehört, doch erst einmal gilt es in der angemessenen Höflichkeit zu reagieren. Drum wird abermals geknickst, und dem Herrn Ritter mit treuherzigem Augenaufschlag versichert, dieses nun auch namentliche Kennenlernen sei "Angenehm!" Dann hängt Zulhamina auch noch ein "Danke!" hintan, wenngleich sie sich über den Nutzen der Hilfe noch unsicher ist.

NW

"Nun, Solstono liegt fast auf meinem weiteren Weg, und da ich mich in der Gegend gut auskenne, ist es selbstverständlich, dass ich dies übernehme - wenn ich sonst schon nicht viel tun kann..."
Der Ritter blinzelt kurz irritiert, sein Gesichtsausdruck spricht von Verwirrung und Unverständnis. "Verzeiht bitte, irgendwie fühle ich mich nicht recht wohl", setzt er mit leiserer Stimme hinzu.

JuR

Sofort wandelt sich der Gesichtsausdruck des Wirts ins Besorgte. "Ähm, ja, natürlich", murmelt er, um tatsächliche Worte verlegen. Unwohlsein... So ging es auch gestern bei dem Verschwundenen los. Ob wohl irgendetwas mit dem Essen nicht in Ordnung ist? Aber nein, das kann er sich bei der Sorgfalt, die Sarina an den Tat legt, wahrlich nicht vorstellen.

OHH

Auch Zulhamina wittert nichts Gutes hinter dem unvermuteten Stimmungsumschwung des Ritters. Sollte er vielleicht mehr wissen, als er zugibt? Immerhin wirkt er so, als sei ihm gerade etwas eingefallen, das ein schlechtes Gewissen bereiten könnte. Andererseits war gestern kein Anzeichen von Betrunkenheit an ihm zu erkennen, welche ihn eine unüberlegte Tat hätte begehen und anschließend vergessen lassen können.
Eingedenk dieser wirren und ziellosen Gedanken muss das Mädchen die Stirne nicht nur über den unklaren Zustand des Ritters kräuseln, sondern auch über sich selbst.

NW

Tief durchatmen macht den Kopf frei. So steht der Ritter für einige Atemzüge nur da und versucht, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Er ist sich dabei der besorgten bis leicht misstrauischen Blicke durchaus bewusst, die auf ihm ruhen. Ein etwas mattes Lächeln versucht die Besorgnis des Wirtes zu zerstreuen. "Geht schon. Ich muss wohl irgendetwas Seltsames geträumt haben heute Nacht..."

JuR

"Ah", sagt der Wirt da nur, aber es klingt tatsächlich ein wenig erleichtert und auch verstehend. Schließlich räuspert er sich. Nun, da die beiden einander vorgestellt wurden, scheint ihm der Zeitpunkt, weiterzugehen, gekommen zu sein. Für den Fall, dass seine Gäste das anders sehen sollten, belässt er es jedoch bei diesem Räuspern.

OHH

Wenn der Wirt sich räuspert, will er bestimmt noch etwas sagen. Entsprechend aufmerksam und erwartungsvoll wird er von der braven Zulhamina angestarrt. Ihre Hände haben - wie in solchen Situationen üblich - wieder vor ihrem Schoße zusammengefunden.

JuR

"Nun", fügt der Wirt, mit dem unerwartet erwartungsvollen Blick konfrontiert, seinem Räuspern an, "das war es erstmal, oder? Wir sehen uns ja gleich im Gasthaus wieder." Der erste Teil ist eher an seine Wohlgeboren gerichtet, wogegen der zweite eher dem Mädchen gilt.

OHH

"Jawohl", erwidert Zulhamina unwillkürlich. Es kommt ihr seltsam fremd und unpassend vor, da der Wirt das sicherlich nicht als Aufforderung gemeint hat. Nun jedoch ist es zu spät und ausgesprochen.
Da ist es bestimmt das beste, die Reaktion des Herrn Ritters abzuwarten. Entsprechend wird nunmehr jener fast auffordernd angeschaut.

NW

Mit einem erneuten tiefen Durchatmen wird das Lächeln etwas froher, während Gemalion erst der jungen Frau, dann dem Wirt zunickt und sich dann anschickt, den Weg um den Eber wieder aufzunehmen. "Ich werde noch kurz nach meinem Pferd sehen." Damit Tesden nicht glaubt, dass der Ritter Alriks Arbeit misstraut, setzt er hinzu: "Der Rote kam in dem Traum wohl auch vor... glaube ich."

OHH

Dem armen Ritter wird mitfühlend nachgeblickt. Träume können schon sehr unangenehm sein! Dann wendet sich Zulhamina in entgegengesetzter Richtung der angestrebten Türe zu. Dass auch die Stallungen dort entlang schneller zu erreichen wären, fällt ihr nicht auf. Ohne langes Zögern tritt sie in den Schankraum; sie hat schon genug Zeit vergeudet. Entsprechend erleichtert ist sie über den Anblick ihrer Mitreisenden, welche noch ganz traut an ihrem Tische weilen.

Weiter...


Ausschnittliste / Ehemalige Gäste / Lageplan / Zulhamina

Redaktion und Lektorat: OHH 2013