Weniger neuer Tisch, noch neueres Glück

Verfasser: Günter Hölscher, Oliver H. Herde, Oliver Hohlstein, Volker Weinzheimer und andere

VW

Die Melodie wird langsam melancholischer und ein wenig getragener, bis Posh mit leiser Stimme zu singen beginnt, die Augen halb geschlossen.
"Ich ging eines Abends hinunter zum Meer,
die Wellen, sie rauschten, die Luft roch nach Teer,
und das Lied eines Fischers schwebt über der Gischt:
‚Oh nehmt mich doch mit Jungs, viel Zeit bleibt mir nicht!‘"

OHo

"Kurze Zeit? Du bist doch noch rüstig!" bemerkt Twina erst einmal. "Und was den Rest angeht ... Das stimmt wohl, aber es wäre doch eher Sache des Müllers, da selbst drauf zu kommen, oder?" Sie zwinkert der Alten zu.

OHH

Mit halbem Ohr hört Widumir dem Gespräch zwischen Guttli und Twina zu, mit dem anderen dem Barden. Auf diese Weise bleibt noch ein halbes Ohr übrig, den Rest des Schankraumes abzuhorchen - was momentan zwar noch wenig ergiebig erscheint, aber man weiß ja nie.

GH

Ein Lächeln stiehlt sich auf das Gesicht der Häuslerin, da sie Twinas aufmunternde Worte vernimmt. Wenn einem schon Komplimente wegen der eigenen Rüstigkeit gemacht werden, ist sie nicht mehr länger selbstverständlich. Und daran liegt es, dass sich ihr Lächeln auch nicht weiter vorwagt, sondern rasch wieder dem Ernst weicht.
"Das ist schon recht, Twina", antwortet sie der Skaldin mit gerunzelter Stirn, "aber ich mache mir Sorgen, ob er das auch tut. Unser Müller ist gewiss nicht dumm, aber wie viele Männer nicht der Hellste, was das Zutrauen zu seiner Kraft und seinem Willen angeht. Die überschätzen sich so leicht mit ihrer harten Schale - aber in Wahrheit sind sie doch weich wie Wachs innen drin und haben Mutterns Schürzenzipfel nie richtig losgelassen." Da muss sie dann doch wieder ein wenig grienen.

VW

Der Barde hat die Augen halb geschlossen und sitzt entspannt über der Laute, während er halblaut sein Lied weitersingt:
"Und dann wickelt mich in meine Decke, am Hafen werd ich nie mehr steh‘n. Sag den Kameraden,
ich werde jetzt fahren
bis wir dann an Efferds Gestaden uns sehn."

OHH

Kalter Grusel beginnt Widumir den Rücken hinabzurinnen, als sein ganzes Ohr genügend aufgenommen hat, um den morbiden Inhalt des Liedes zu beleuchten. 'Jetzt aber mal wieder was Lustiges!' möchte er hiausschreien. Das geht doch nicht, dass hier alle Trübsal blasen! Aber irendwie geht es eben doch. Und Widumir hält sich noch zurück. Das Lied ist anscheinend noch nicht ganz fertig, auch wenn es inhaltlich am Ende wirkt. Vielleicht verbleibt lediglich das Nachspiel. So oder so möchte Widumir weder den netten Kerl kränken, noch sein Instrument in den Hals gesteckt bekommen.

GH

"Ja, das Wasser", bricht Guttli unvermittelt die Stille, "das kann einem dunkle Gedanken eingeben und tiefe Erinnerungen wecken..."

VW

Leicht öffnen sich die Augen des Barden und ein spitzbübischer Zug nimmt auf seinem Gesicht Platz. Er nickt der alten Guttli ermunternd zu, verzichtet vorerst auf die nächste Strophe und schiebt stattdessen noch einen Instrumentalteil ein.

OHH

Redet das alte Weib jetzt vom Regen? Für Widumir jedenfalls hat das nasse Element als solches keinen Schrecken. Gewiss, wenn es sich um Meerwasser handelt, schmeckt es nicht gar so lecker, obwohl man beim Kochen dann wohl reichlich Salz sparen würde. Man könnte ja mal fragen, ob das tatsächlich so gemacht wird - oder es bleiben lassen. Essen ist weit mehr Widumirs Fachgebiet als kochen.

OHo

Sinnierend sitzt Twina da, die Worte der Alten noch in ihrem Ohr. Dann lächelt sie. Der Barde scheint sich vom Singen auf das reine Instrumentenspiel verlegt zu haben, wie die Menschen das im Süden so gern tun. Da will sie dann auch in Nichts nachstehen und holt ebenfalls die Laute wieder hervor. Erst zaghaft, dann immer herzhafter spielt sie eine passende Gegenstimme zur Melodie des Barden.

VW

Posh nickt bestätigend. Netinghofer klingt nett. Und da er eh gerade die Spendierhosen anhat... "Und noch ebbes zu trinken für die werte Spielmeisterin und ihr Kind." Damit wendet er sich auch schon dem eigenen Instrument und somit dem eigenen Lied zu, lässt die gekonnt gehaltene Melodie langsam wieder einebben und Platz machen für die nächste Strophe.

GH

"Ja", freut sich die Alte, dass der Wirt ihr sogleich mit einem Vorschlag aus der Klemme hilft, und reibt sich vergnügt die Hände. "Das wird recht sein. Neethlingshof, das hört sich nach einer guten Weingegend an!"

VW

Leise schleichen sich wieder die Grundakkorde ein und werden durch den wehmütigen Gesang des Barden ergänzt:
"Und diese Gestade, das steht für mich fest,
sind wo Fischer hinsegeln, wenn Efferd sie lässt,
wo der Himmel unendlich und niemals bedeckt
und die Küste der Heimat ein Leben weit weg...
Und dann wickelt mich in meine Decke,
am Hafen werd ich nie mehr steh‘n.
Sag den Kameraden,
ich werde jetzt fahren
bis wir dann an Efferds Gestaden uns sehn."

OHH

Zwar ist Widumirs Kleidung inzwischen schon wieder einigermaßen gut getrocknet, doch kommt er sich bei den Versen des Barden so nass und kühl vor wie den ganzen Tag noch nicht. Hat er vorhin nicht um etwas Lustigeres gebeten? Hat er es bekommen und kann sich desse nur nicht mehr erinnern? Wenn man sich so sehr als Wasserleiche fühlen muss, wird man wohl recht rasch vom Vergessen umgeben.
Unbehaglich dreht er sich ein wenig nach links fort auf der Suche nach einer angenehmen Ablenkung.

GH

Die Häuslerin strafft sich. Etwas unruhig reibt sie die Handflächen ineinander.

VW

"Und der Himmel ist offen, keine Flaute in Sicht.
Und der Fisch springt ins Boot, ohne dass jemand fischt.
Und du liegst in der Koje, keine Arbeit zu tun.
Und in der Kombüse gibt's für die Leut' Rum.
Und dann wickelt mich in meine Decke,
am Hafen werd ich nie mehr steh'n.
Sag den Kameraden,
ich werde jetzt fahren
bis wir dann an Efferds Gestaden uns sehn."
Der Singsang ist sonor wie das Lied und die Begleitung sparsam. Und dabei sind die Augen halb geschlossen, während der Barde sichtlich dem Lied nachspürt.

OHo

"Ja bring mir noch einen Schnaps und ein Glas Apfelmost für Tygrid!" ruft Twina noch dem Wirt zu, der ihre Bestellung abzuwarten scheint.
Sie bearbeitet darin weiterhin die Saiten ihrer Laute. Hat irgendwie die Melodie des neuen Liedes von Posh aufgenommen und spielt nun auch hier die zweite Stimme. Als der Refrain zum zweiten Mal erklingt, stimmt sie mit ein.

OHH

Jetzt bringen sich auch noch die Fische selbst um! Das passt Widumir mal gerade nicht in den Kram, auch wenn man mit solchen Motiven gewiss einigen lustigen Unsinn anstellen könnte - wenn man wollte. Guttli wirkt auch schon ganz unbehaglich und nachdenklich.
Widumir lässt den Blick weiter schweifen über zwei vermutlich sturzbetrunkene Tiefschläfer am Nachbartisch und zwei noch unspannenderen leeren Tischen vorüber bis er sich zur Theke umverbogen hat. Jaja, die Jana. Irgendwie ist sie ja doch recht nett, wenn sie nicht gerade das Prinzesschen spielt. Und die andere? Woher kennt er sie nochmal? Und was ist das für ein glitzerndes Zeug, das Jana da bei sich hat?

VW

"Und erreichst du den Hafen, nach endloser Fahrt,
gibt es Rum Bier und Frauen, da wird nicht gespart.
Und die Frauen sind schön und das Bier gibt’s für lau
Und der Rum fällt vom Himmel wie tropfender Tau.
Und dann wickelt mich in meine Decke..."
Ein sehnsüchtiger Ausdruck tritt in die Augen des Barden, während die Laute leise klingt.

OHH

Auch, als das Glitzerding mit Jana um den Tresen herum und in die Küche entschwunden ist, reibt sich Widumir noch nachdenklich das Kinn. Das andere Fräulein gibt leider keinen Hinweis, wieso es ihm bekannt vorkommt, sondern wendet sich dem ulkigen Tischchen beim Kamin zu.
Dies alles ist unspektakulär genug, um sich wieder dem eigenen Tisch zuzudrehen. Auf dem Wege dorthin bleibt der Blick jedoch an der Türe hängen. Vielleicht kommt da ja noch jemand Interessantes?

Doch während Widumirs Gedanken rasen und seine Phantasie Purzelbäume schlägt, verharrt der neue Gast noch jenseits der Schwelle außerhalb des Lichtes. So bleibt es offen, ob sein Umriss einen grimmigen alten Hausierer mit einem Sack voller Plunder ankündigt oder eher einen geflügelten Dämonen.
Auch am Tisch ist es ruhig. Unter Widumirs Arm hingegen herrscht mehr Bewegung, da ein kleines Spinnchen inzwischen schon einige Fäden Netz begonnen hat. Sicherlich wäre dies eine hübsche Dekoration, allerdings eine sehr kurzlebige, also hebt Widumir lächelnd seine Hand, das kleine Tierchen auf seinen Finger einzuladen.

AB

Eine organgfarbige Robe - die auch schon bessere Tage gesehen hat - umspannt den üppigen Leib einer Frau mittleren Alters. Unter der ein wenig kurzen Robe kann man derbe Stiefel und thorwalsche Beinkleider erkennen. Auf dem Rücken trägt sie einen Rucksack, an desen Seiten diverse Kochutensilien hängen. Besonders hervorzuheben ist dabei eine langstielige große Bratpfanne und ein abgenuztes Nudelholz. Letzeres liegt quasi obenauf und ist sehr gut mit der Hand zu erreichen.
"Travias Segen über dieses gastliche Haus und all jene, die es birgt." Kräftig ist die Stimme, tief und voll.

NW

Während Tesden noch Bestellungen und Gedanken ordnet, wird die Tür der Schankstube geöffnet und ein später Gast tritt ein. Der Wirt wendet sich pflichstschuldigst in dessen Richtung und antwortet mit einem "Und Travias Segen über Euch." So wartet der Hausherr zunächst, wohin sich die Dame zu wenden gedenkt, um gleich eine Bestellung aufnehmen zu können.

OHH

Da die Spinne nicht gleich Einsicht zeigt und zu flüchten versucht, sammelt Widumir sie einfach ein, indem er mit dem Finger ihr Netz entlangstreicht. Das nun baumelnde Tierchen sicher abzusetzen, schaut er sich nach einer passenden Stelle um, da erschallt der Ruf vom Eingang.
Den Finger mitsamt dem ungewöhnlichen Schmuck ein wenig von sich streckend, wendet er sich der rufenden zu. Travia, soso - so eine ist das. Sieht aber lustig aus.

AB

Mit einem vernehmlichen Seufzer setzt die Traviageweihte den schweren Rucksack neben der Tür ab und legt den Umhang darüber. So erleichtert, geht sie in Richtung des sie erwartungsvoll anblickenden Wirtes. Bei ihm angelangt, verschränkt sie die Hände vor dem Bauch bevor sie das Wort an ihn richtet: "Habt Dank. Ich befürchtete schon, Euer Haus an diesem Abend nicht mehr zu erreichen. Ihr seid doch der Eberwirt?"

OHH

Ihren Worten zufolge, hat die Dame ganz gezielt nach dem Gasthaus gesucht. Das macht Widumir neugierig genug, das sich langsam abseilende Spinnlein für einen Moment lang zu vergessen und zu dem runden Gesicht emporzublicken.

NW

"Der bin ich wohl, Tesden mein Name, Euer Gnaden." Das Lächeln auf dem Gesicht des Eberwirts ist so ehrlich und herzlich, dass es selbst den durchgefrorensten Reisenden zu wärmen vermag. "Wie kann ich Euch dienlich sein? Ein Zimmer sicherlich? Und etwas Warmes zu essen und zu trinken?"

AB

"Bei Travias fliegenden Gänsen, Ihr nehmt mir die Worte aus dem Mund. Ein Zimmer für die Nacht wäre prächtig, alswie auch eine Kleinigkeit zu Essen und Trinken. Brot und Käse, vielleicht auch ein wenig Suppe? Ein Bier, wenns denn genehm ist. Und eins der berühmten Käsetörtchen?"
Nur mit Mühe kann die Geweihte sich bremsen. "Doch verzeiht, ich bin unhöflich." Sie löst die verschränkten Hände und breitet die Arme aus. "Schwester Grimgerda, Grimgerda Traviasdottir aus Thorwal. Und wenn Ihr mir eine Freude machen wollt, so nennt mich einfach nur Schwester Grimgerda. Diese Titel verderben mir sonst nur den Appetit." Die blauen Augen zwinkern schelmisch.

OHH

Da werden die beiden Gnubbel wohl gleich aufeinanderprallen, denkt sich Bruder Widumir - ganz sanft natürlich, wie sich das für Gnubbel gehört. Ein Grinsen begleitet die Gedanken.
Jedenfalls ist das mal ein ganz erfrischendes Arange, was da vor ihm steht. Neugierig auf den Fortgang dieses neuen Schaustückes, lenht er sich zurück - wenn auch in eine Richtung, in welcher sich gar keine Stuhllehne befindet. Den Halt verliert er dadurch zwar nicht, wohl aber den achtbeinigen Passagier, welcher sich nunmehr bis zu einem Stuhlbein hinabgelasen hat und darauf umsteigt.

GH

"Der gütigen Herrin und Euch meinen Gruß!" neigt Guttli das Haupt in Richtung der Geweihten, und da sie nicht so rasch aufstehen kann, versucht sie, im Sitzen einen Knicks anzudeuten.

NW

Zwar sind wandernde Traviageweihte nicht gerade Unikate, aber im Eber nun doch nicht so häufig zu Gast. So ist Tesden vielleicht etwas eilfertiger als sonst bei späten Gästen. "Sicher, Euer... Schwester Grimgerda. Ich kann einen Hühnereintopf oder eine Linsensuppe anbieten. An Brot und Käse soll es nicht mangeln, und um das Bier kümmere ich mich gleich selbst. Wenn Ihr mir an den Tresen folgen wollt - dann sehe ich nach einem passenden Zimmer für Euch."
Spricht's und kehrt auch sogleich zu seinem angestammten Platz zurück.

AB

"Wunderbar!" Grimgerda klatscht voll Freude in die Hände. Bevor sie dem Wirt folgt, kehrt sie noch zur Tür zurück, um den dort abgestellten Rucksack samt Umhang einzusammeln. So bepackt nähert sie sich sodann der Theke.

GH

Die Häuslerin hebt den Becher feierlich zur Nase und schnüffelt.

OHH

Nachdem Widumir lange genug der Arangefarbenen nachgeblickt hat, fällt ihm wieder die Spinne ein. Unwillkürlich hebt er den betreffenden Arm, doch das einstmals begonnene Netz dort ist kaum noch zu erkenen. Ebenso fehlt von der Erbauerin jede Spur. "Nanu!?" Mag er auch die Arme heben wie ein unbehofenes Küken, die Spinne zeigt sich nicht, und auch das Netz entfaltet sich nicht wieder.
Ob das arme Tier abgestürzt ist? Dann muss es gerettet werden, bevor jemand drauftritt! Im nächsten Moment ist Widumirs Kopf unter dem Tisch verschwunden. Der Rest von ihm bleibt noch gut sichtbar auf dem Stuhle sitzen - abgesehen von den Armen, die ganz entspannt auf dem Tisch zu liegen kommen.

OHo

Twina war nun eine Weile in Gedanken versunken. Twina blickt hoch und lächelt. "Nun, wie ist es, Guttli: Warst du schon mal bei uns im Norden?"

OHH

Im noch dunkleren Halbdunkel als oberhalb des Tisches, wo sich immerhin Kerzenflammen alle Mühe geben, kann Widumir auch mit seinen jungen Augen nicht so viel erkennen, als dass er winzige Tierchen aufzuspüren vermöchte. Hier lassen sich gerade mal Beine zählen, obgleich er doch angeblich einen so strahlenden Blick hat. Wer sagte ihm dies bloß erst kürzlich?
"Huhu!?" ruft er daher ins Untertischdreivierteldunkel - ja, so darf man es mit Fug und Recht betiteln. Allein, die Spinne fühlt sich wohl nicht angesprochen. Oder ihre Stimme ist zu schwach.

GH

"Wie meinen?" fragt das alte Weib, mit einem Mal aus dem Duftgenuss gerissen, als es derart von der Skaldin angesprochen wird. "Ach, hatte ich das noch nicht gesagt?" wundert sich die Häuslerin und schaut Mutter und Tochter mit nunmehr wach glänzenden Augen an.
"Nein, bewahre - zu meiner Zeit ging man noch nicht so lang", muss sie schmunzeln. "Da hatte längst nicht jeder Pferd und Wagen - und wir einfachen Leute schon gar nicht. Wenn mal jemand von uns nach Pertakis oder gar bis nach Clameth kam, das war ja eine Sensation, von der er wochenlang berichten konnte. Aber die Zeiten ändern sich. Heute ist das Reisen ja geradezu" - wie hieß noch das Wort, das die jungen Leute im Dorf nun so gerne benutzen? - "modern geworden!" Die Häuslerin muss ein wenig die Stirne runzeln über solche Unstetigkeit.
"Doch wie mag es kommen, dass Twina und Tygrid so weit nach Süden gewandert sind?" wundert sie sich

OHo

"Ja, das", beginnt Twina, "ist sehr einfach: Ich habe einst Tygrids Vater hier kennengelernt. Und nur neun Monate später erschien meine liebe Kleine dann schon! Da wollte ich ihr das Gasthaus auch mal zeigen!"

GH

"Ach", macht die Alte verdattert.

OHH

"Ach", pflichtet auch Widumir bei, wenngleich er nicht allein das Gespräch oberhalb meint. Denn von dem Achtbeiner ist keine Kunde zu erlangen. So taucht der Kopf wieder unter der Tischplatte hervor auf und lugt nun darüber und zu den Frauen empor.

VW

Man scheint sich heute hauptsächlich dadurch zu unterhalten, dass man sich unterhält. Selbst die Rückkehr des netten Mädels hat es nicht geschafft, die Alte an ihre Geschichtenpflicht zu erinnern. Stattdessen wird geratscht, dass die Spinnen von den Balken fallen. Da muss sofort was gegen unternommen werden, sonst ist der Trübsinn geradzu vorprogrammiert. Und so schließen sich die Finger des Barden nach einem guten Schluck aus dem Humpen wieder um die Laute und springen über die Saiten, dass es eine Freude ist, ihnen zuzusehen.
"Jedermann im Festgewande,
jeder, gleich von welchem Stande,
mag zum Tanz die wohlbekannten
Ceilidhghans der Seenlande.
Laut und leise, wohl und weh,
langsam, schnell, wie eh und jeh,
rührt das Herz bis in die Zeh‘,
Ceilidhghans der Seenlande."

JA

An die Mutter angelehnt - ihr Stuhl ist ja von dem bunten Turnvogel besetzt - beobachtet Tygrid das neuerliche Treiben im Schankraum. Die Geweihte fesselt sie eine ganze Weile, bis sie Widumirs Akrobatik folgend unter den Tisch schaut, ohne zu wissen, was er sucht. Als sie dann ihre Frage von Twina wiederholt hört, fällt ihr erst auf, dass sie gar keine Antwort bekommen hatte. Zum Glück wird das Kichern auf die Erklärung der Mutter hin in ein breites Grinsen gemildert. Das Lied gefällt ihr gut, und es scheint um die Familie des fröhlichen Barden zu gehen. So stimmt das Mädchen bei der Melodie schnell ein und klatscht rhythmisch mit.

GH

Nun, da plötzlich ein vertrautes Gesicht mehr an der Tafel auftaucht und etwas beisteuert, wird die Alte abermals aus ihren inneren Betrachtungen gerissen. Was hatte der bunte Vogel eigentlich unter dem Tisch zu suchen? Hat er etwas verloren oder in seiner nicht auszurechnenden Art gar alten und nicht so alten Weibern die Schuhriemen zusammengeknotet? Vorsichtig fühlt die Häuslerin nach, ob sie ihre Füße noch frei rühren kann, ohne dass jemand in Mitleidenschaft gezogen wird. Alles scheint unverändert.
Bei solchen Lustikussen muss man aber auf der Hut sein. Deswegen fragt sie auch lieber einmal nach: "Sagt einmal, Herr Wiedumir, was hat Euch dort nach unten getrieben?"

OHo

Da Tygrid jetzt klatschend in das Lied des Barden einstimmt, hält sich auch Twina nicht zurück und klatscht ebenfalls im Takt mit. Der Satz der Alten wird lächelnd zur Kenntnis genommen.

OHH

Offenbar versucht der liebe Posch, der Geweihten drüben eine besondere Freude zu machen, indem er von Keiligänsen singt - sofern Widumir sich da hinreichend in theologischer Tierkunde oder tierologischer Theokunde bewandert ist. Vermutlich ist sie es auch, die sogleich dazu zu zwitschern beginnt. Eigentlich hätte er eher ein Quaken oder Schnattern erwartet, aber manche Gänse beherrschen ja vielleicht Fremdsprachen.
Das wenig bedeutsame Rätsel muss einstweilen noch etwas in der Luft umherkreisen, denn es wäre gar nicht nett, die Frage des liebenswerten Muttchens zu ignorieren. "Oh, ich habe mich an einer Rettungsmission versucht", erklärt er völlig wahrheitsgetreu.

GH

"Ah ja!" Das liebenswerte Muttchen nickt verstehend. Denn seinen Worten nach kann es wohl kaum anders sein, als dass dem bunten Vogel aufgrund übermäßger Einnahme hochgeistiger Getränke flau geworden ist. Die meisten Mannsbilder in ihrem Bekanntenkreis hatten meist diesen Grund, wenn sie unter dem Tisch verschwanden. Zumindest bei Brüderchen war das so. Und als Rettunsgversuch ist demzufolge und wahrscheinlich das Bemühen anzusehen, alles bei sich zu behalten. Sie kann nur hoffen, dass dies dem Leichtgesinnten geglückt ist. Nachfragen möchte sie lieber nicht.
"Wenn Ihr Hilfe braucht, sagt es nur immer!" bietet die Alte an. Denn wenn doch noch etwas schiefgeht, kann sie zumindest den Wirt rufen.

VW

Was für ne Pfeife! Kaum hat man nicht mehr mit der guten Flynn gerechnet, da kommt sie auch schon zur Türe herein. Vielleicht hätte Posh das Liedchen schon vor einer Sanduhr anstimmen sollen, als Caitlin noch nicht gepooft hat. Egal. Wenn das Schwesterchen den Flötenpart übernimmt, braucht er noch nicht mal laut zu summen, wie er das eigentlich vorhatte. Dafür darf sich sein Grinsen in die Breite ziehen, dass man es bis über die Ohren sehen kann. Und dafür darf er wild mit dem Lautenhals fuchteln, dass hier ein nettes Plätzchen für die frei ist. Und sogar mit einer Wand im Rücken und freiem Blick in die Gaststube, ganz wie das Schwesterlein es am Liebsten hat. Wenn der Wirt auf das Gefuchtel aufmerksam wird, dann kann der gute Posh vielleicht sogar noch ein paar Getränke ordern. Und das alles, ohne die Akkorde auszusetzen. Da merkt man mal wieder, was ein Profi ist, denkt sich der Barde und das Grinsen wird, so es überhaupt noch geht, nochmal ein Stückchen breiter.

FH

Die beiden Buntberockten sind ein eingespieltes Duo, das ist nicht zu überhören noch zu übersehen, denn auch die Flötenspielerin hat mit dem Lautenspieler noch nicht einmal Blickkontakt aufgenommen, und doch fliegen Finger und Töne mit präziser Leichtigkeit, das Tempo mühelos aufnehmend.
Schließlich ist ihr Blick nach suchender Umschau bei dem Sänger angekommen, und wenn sich auch die Mundwinkel beim Flöten nur leicht anheben können, so vertiefen sich doch die Lachfältchen um ihre Augen, während sich in unausgesprochener Frage die Augenbrauen heben.

OHH

"Och", winkt Widumir dankend ab, "vielleicht hat sie sich ja selbst gerettet. Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir heute noch von ihr hören." Obgleich es vielleicht lustig sein könnte, die Alte in den flackernden Schatten herumkriechen zu sehen. Dennoch bleibt Widumir bei seiner Ansicht, dass bei einem Spaß auch das Opfer mitlachen können sollte - wenn es nicht gerade garstigerdings einen kleinen Denkzettel verdient hat. Dies wiederum kann er sich bei Guttli nun gar nicht vorstellen.
Beiläufig wendet er sich etwas zu der Flöte um. Na sowas, die wird ja gar nicht von der Schwester von Travia gespielt, sondern von noch so einer bunten Musikantin! Stellen die bisweilen auch eine Imman-Mannschaft? Zahlreich genug scheinen sie zu sein.

JA

Der neue Gast ist viel spannender und passt zur Musik, also wird die Flötistin angestrahlt und mit noch mehr Begeisterung mitgeklatscht. Gut, dass Tygrid noch gar nicht wieder sitzt, sonst würde es sie jetzt ohnehin nicht mehr auf dem Stuhl halten. Noch immer klatschend tappt sie mit den Füßen auf, sucht nach weiteren Möglichkeiten, dem Rhythmus zu folgen und beginnt zu tanzen. Einer spontanen Idee folgend schnappt sie sich schließlich ihren Löffel und den der Guttli und klappert mit dem Holzwerkzeug gegeneinander.

GH

Die Alte wirkt einen Augenblick verständnislos ob der Antwort des bunten Vogels. Aber dann winkt sie innerlich ab. Wahrscheinlich wird sie seine weiteren Auführungen nur ebenso vage begreifen wie die vorherigen. Offenbar hat die gute Verfassung des Angetrunkenen sich gerade noch selbst gerettet und er will der Guttli begreiflich machen, dass sie sich darum heute keine Sorgen mehr zu machen braucht. Nichts deutet darauf hin, dass es nötig sein wird, den Wirt hinzuzuziehen.
Dazu fängt etwas anderes nun die Aufmerksamkeit der Häuslerin. Flötenspiel dringt an ihr Ohr, eine weitere äußerst farbige Person ist hereingeregnet, die - alle Wetter - dem Herrn Posch in ihrem Aufzug nahezu gleicht, wie ein Ei dem anderen. Und die kleine Tygrid gebärdet sich wie närrisch angesichts des Spieles.
"Hoppsa!" macht das Weib, als seinem Teller so mir nichts dir nichts der Löffel entwendet wird. Aber das Erstaunen weicht rasch der Freude. "Nur zu, Kind", lacht sie in sich hinein, "spring dich tüchtig aus! So haben wirs früher auch gemacht!"

VW

Beinahe verpasst der Barde den Einsatz zur zweiten Strophe ob so viel Begeisterung mit und ohne Instrument. Aber das einsetzende Klappern erinnert auch nur allzusehr an die gute Tante Fanny und so verwundert es den Kenner der Spielleute sicherlich nicht, dass Poshs Blick kurz und hektisch durch den Raum irrlichtert und sich in sein Grinsen ein Alarm verirrt, nur um sich mit Blick auf das Löffel schlagende Kind wieder in die Breite zu ziehen.
"Mit uns feiert ihr die Feste,
dass bald tanzen alle Gäste.
Spielen auf für euch das Beste,
Ceilidhghans der Seenlande.
Dudelsack von früh bis spät,
bis zum Platzen aufgebläht.
Niemand einen Tanz verschmäht,
kennt ihr diese Pfeifen?"

OHH

Da Guttli das Gespräch beendet, kann sich Widumir um so mehr auf die zweieinhalb Barden konzentrieren. Den Kopf im Takte wackelnd, ansonsten aber erst einmal abwartend, lenht er sich zurück. Erst mal horchen, worum es denn in dem Liede geht. Offenbar um hochaktuelle Angelegenheiten. Sozusagen Verse, die nahegleich von sich selbst künden.

FH

Aufmunternd nickt die Albernierin der jungen Löffelschwingerin zu und setzt beim folgenden Zwischenspiel noch einen drauf, denn schließlich ist dies die Strophe der Pfeifen: Triller, so schnell und leicht, dass man sie kaum mehr wahrnimmt und ein paar Verschiebungen im Takt - was natürlich erst richtig Spaß macht, wenn man jemanden hat, der im Takt trommelt. Genau so soll man vom Tanze spielen.
Gegen Ende des Zwischenspiels nimmt sie Tempo und Verzierungen ein wenig zurück, damit die Aufmerksamkeit Posh und der letzten Strophe gehört. Während sie in leiseren Tönen die Melodie des Sängers umspielt, nimmt die Pfeiferin mit aufmerksamen Augen die Umgebung weiter in sich auf.
Eine Traviaschwester gleich rechts, im Gespräch. Höfliche Verneigung in diese Richtung. Links hinten zwei Gestalten, offenbar über ihrem Essen eingeschlafen. Wenn die jetzt noch nicht aufgewacht sind, vielleicht eher tot. Oder zu Tode erschöpft. Geradezu sitzt örtliches Bauers- oder Handwerkersvolk, zwei junge Leute dabei. Grüßendes Nicken. Und zwei Männer von Format, einer vor der Theke, der andere dahinter. Tieferes Nicken in Richtung des wahrscheinlichen Hausherrn.

VW

Posh legt den Kopf ein wenig schief und holt noch einmal tief Luft. Wenn Flynn so viele Verzierungen macht, dass es eine Freude ist, zuzuhören, will er sich selber auch nicht lumpen lassen.
"Wenn wir wandern auf der Straße,
alle Vögel uns zum Spaße
zwitschern rund um uns’re Nasen,
Ceilidhghans der Seenlande.
Drossel, Lerche und der Fink,
singen mit auf unser’n Wink.
Unser Schritt bleibt froh und flink,
Ceilidhghans der Seenlande. "

OHo

Mit einem Lächeln nimmt Twina die Ankunft der anderen Bardin wahr. Als Tygrid dann auch noch aufspringt und mit den Löffeln den Rhythmus schlägt, lacht Twina kurz auf. Da merkt man doch sofort, wessen Tochter die Kleine ist. Fröhlich klatscht Twina weiter den Takt.

OHH

Das Fräulein spielt wohl lieber im Stehen, was Widumir nachvollziehen kann. Da wiegt oder zappelt es sich besser mit. Zudem möchte sie offenbar erst jeden im Schankraum begrüßen, bevor sie sich an den Tisch gesellt.
So wendet sich Widumir wieder dem Text zu. Mitsingende Vögel - beneidenswert. Angeregt pustet er Luft durch die vibrierenden Lippen, dass es wie Vogelgezwitscher klingt.

GH

Die Alte lacht in sich hinein und klatscht ausgelassen den Takt der Musikanten mit.

VW

Nachdem er seinen Gesangspart für dieses Lied beendet hat, lehnt sich der Barde ein wenig zurück und bedient sein Instrument.

FH

Da kann man den Lautenisten und die fröhliche Rhythmusunterstützung natürlich nicht am ausgestreckten Arm verhungern lassen. So lässt die Flötenspielerin das folgende Zwischenspiel zunächst in eine Instrumentalstrophe übergehen, indem sie die Gesangslinie in lustigen Sprüngen variiert - und dann ihrem Bruder einen intensiven Blick zuwirft, begleitet von einem warnenden Heben der Augenbrauen.
In der Melodielinie schillert eine neue Farbe auf. Den Vögeln der Lüfte gesellen sich am Boden huschende Eidechsen hinzu.

OHH

Ist etwa schon Schluss mit der Vögelei? Nein, irgendwas kommt da noch. Aber besser jetzt als zu spät flechtet Widumir noch Laute ein, welche er durch eine längs gerollte und aus dem Munde ragende Zunge bläst. Wer würde da nicht an einen Kuckuck denken! Beim Klang, nicht beim Anblick...

VW

Poshs Hand schlägt rhythmisch über die Saiten, während seine Finger das Griffbrett rauf und wieder runter tanzen. Der kurze Wink Flynns hat ausgereicht, um die Tonart zu wechseln, die Augen halb geschlossen, den Kopf im Takt pendelnd. Der Daumen setzt zum Basslauf an, pendelt zwischen den dickeren Saiten hin und her, die Melodielinie der Flöte oktaviert teils verfolgend, teils in Terzen darüber hüpfend. Und währenddessen schiebt sich ein Grinsen auf das Gesicht des Barden, dass man ihn in Punin im Magierkonvent abgeben möchte, während er halb auf das löffelnde Mädel, halb auf die trillernde Flöte schielt, um mit dem restlichen... Prozent den bunt Gescheckten zu ermutigen, alle Vögel des Himmels in die Gaststube zu rufen.

JA

Fröhlich klappert das Mädchen weiter im Takt, klopft den Specht mit hinein und strahlt. Jetzt eine Fidel spielen können, das wäre was! Ein wenig ruhiger wird der Tanz Tygrids aber, als sie sich dem klopfenden Barden wieder annähert, die Flöterin beobachtet und jeden Ton wahrzunehmen versucht, um nicht den rechten Ausklang zu verpassen. Dabei stellt sie sich durchaus geschickt an.

FH

Das Lachen in den Augen der Pfeiferin vertieft sich. Blut ist nun einmal dicker als Wasser, und Musikerblut allemal. Posh hat die feinen Signale erlauscht und fügt mit geschmeidiger Sicherheit die neuen Farben ins Bild, während die Melodielinien der Flöte sich noch einmal aufschwingen zu Himmel, Wolken und Wind.
Dann, kaum dass die Geschwister die junge Trommlerin am Tisch in ein Dreieck aus Blicken hineingelockt haben, ändert der Lautenist merkbar den Rhythmus. In einer wilden Kaskade purzeln, segeln und fließen die Flötentöne aus den Höhen nieder, um sich kurz vor der Landung in einem schwebenden Triller zu fangen, die Pfeiferin hält die Spannung, ihr Blick den des Mädchens, ehe Flynn unvermittelt auf einem kräftigen Lautenakkord die Flöte absetzt - sicher, dass Posh reagieren und die Saiten abdämpfen wird.
Der Nachhall der Musik hängt einen Wimpernschlag lang frei im Raum. Aufmunternd nickt Flynn dem Mädchen zu.

OHH

Trotz des Barden Aufmunterung platziert Widumir eher sparsam Vogelgeräusche an passenden Stellen, wo sie gut zur Geltung kommen, statt die Melodie zu unterbrechen. So muss er sich auch sehr beherrschen, als die Flötistin so viel geeigneten Raum gibt, denn Widumir erkennt natürlich, dass dieses Geschenk nicht für ihn ist. Mit einem leichten Hüsteln scheint er ein paar winzige im Halse steckengebliebene Federn auszuspucken.

OHo

Stolz betrachtet Twina, wie gut Tygrid den Rhythmus der Barden aufzunehmen versteht und ihn weiterführend Krach macht. Da jauchzt das Mutterherz, und man mag es ihr verzeihen, dass da ein lautes "Das wohl, Tygrid!" über die Lippen kommt.

VW

Nun beginnt der Barde in das Löffelspiel ganz zart eine kleine Melodei hineinzustricken, wie sie in der Heimat in ganz besonderen Momenten wie diesem immer wieder gerne gespielt wird: 'Viel Glück und viel Segen...' eigentlich das ultimative Lied für den fahrenden Musikanten.

GH

Mit weit geöffneten Ohren und staunenden Augen verfolgt die Alte das Trommelspiel des Mädchens auf dem Tisch. Und wie sie so mitklatscht, fühlt die Guttli sich selbst um mindestens zwanzig Götterläufe jünger.
"Das wohl, Tygrid!" stimmt die Häuslerin in den Ruf der stolzen Mutter ein, unterbricht das Klatschen und hebt ihr Glas.

FH

In einer blitzschnellen Bewegung, die einem maraskanischen Schwertkämpfer Ehre machen würde, steckt Flynn die Pfeife in den Ausschnitt ihrer Bluse, um die Hände frei zu haben. Rhythmisch klatscht sie mit, während das Thorwalermädchen das Letzte aus den Löffeln herausholt.
Acht Takte, das ist eine gute Länge für ein Solo. Ebenso schnell, wie die Pfeife verschwunden ist, wird sie im achten Takt wieder an die Lippen gesetzt, um mit einem flotten Arpeggio wieder zur urprünglichen Melodie überzuleiten. Ein letztes Mal erklingt die Schlusszeile des Liedes: Ceilidhghans der Seenlande!

VW

Zeitgleich zum Verschwindetrick der Schwester hat der Barde sein Instrument kurzerhand umgedreht und an Stelle der Saiten den Korpus der Laute mit seinen Händen bearbeitet, nur um mit dem abschließenden Flötenklang das Holz wieder gegen die Därme zu tauschen und der Melodie kontrapunktisch gesetzte Akkorde entgegenzuhalten, die in ein wildes Geschraddel ausarten, als das Lied in den finalen Schlussakkord entlassen wird. Und doch endet der Ton der Laute, abgedämpft durch kundige Hand, zeitgleich mit dem letzten Hauch der Flöte. Ja, hier steckt jahrzehntelanges Zusammenspiel dahinter, und das merkt man einfach.

OHH

"Hmf hmpf!" hustet Widumir irgendwie passend in den Rhythmus hinein - es könnte ebenfalls 'Das wohl!' bedeuten oder vielleicht auch 'Zum wohl!' Ob die Welt dies je aufklären wird?
Ihm ist dies gleich. "Jawoll!" ruft er applaudierend, was wohl an alle Beteiligten gerichtet ist.

RB

Jana fühlt sich gut. Sie fühlt sich schön und selbstbewusst. Frisch gewaschen und in diesem wunderbaren Kleid könnte sie auf eine Bühne stolzieren, in einen Ballsaal oder eine Schankstube, in der flott musiziert wird.
Die Haare hängen schwarz, frei und leicht glänzend bis fast auf die Schultern, gekrönt von einer violetten Schleife. Auf den Wangen liegt vom warmen Bad noch ein sanfter, roter Schimmer.
Das eigentlich silberglänzende Kleid mit dem Wellenmuster changiert in die Farbe der es beleuchtenden Kerzenflammen. Wie eine zweite Haut schmiegt es sich um den Körper und lässt kaum eine Frage über jenen unbeantwortet. Und nur Jana und ihr Schneider wissen, dass es bei ein paar Antworten schmeichelt - lügen wäre übertrieben.
Ein Band aus Stoff liegt um den Hals der Trägerin, daran ist vorne, verdeckt von einer Blüte aus Stoff, das Kleid befestigt, so dass es Schultern und Rücken frei lässt. Es reicht gerade bis zu den Füßen, so dass man das Goldkettchen dort sehen kann, wenn sie einen größeren Schritt macht. Das andere Kettchen hängt mit seinen zwei Amuletten frei auf der Brust.
Fröhlich und selbstbewusst schreitet die junge Dame an der Theke vorbei in den Raum, gerade als die Musik ihren Höhepunkt erreicht.

GH

Ausgerechnet nun endet die Weise der Spielleute - und selbstverständlich sollte man applaudieren! Aber gerade jetzt, wo die Häuslerin zum dritten - und gefühlt weit öfteren - Male ihr Gemäss ergriffen hat, um endlich den rotleuchtenden Rebensaft zu verkosten? Applaudieren kann man auch nach dem Trinken - und außerdem hat sie ja schon die ganze Zeit mitgeklatscht.
So nippt das Weib mit geschlossenen Augen den edlen Tropfen.

VW

Während das alte Weib am Tisch die Augen schließt, um zu genießen, reißt der Barde selbige weit auf und ist insgeheim froh, dass die Musik gerade eben vorbei ist. Sonst hätte er vielleicht noch das Instrument fallen lassen. Woher kommt denn diese... Wuchtbrumme! Der Barde schluckt trocken, dann sieht er sich verstohlen in der Schankstube um. Wo sich derartige Augenweiden präsentieren, ist Angus garantiert nicht weit. Wahrscheinlich hat er sie sogar mitgebracht. Dass Posh die Dame kennt, will ihm nicht einleuchten, woher auch.

OHH

Fröhlich, gemütlich, schön! Widumir lehnt sich überaus zufrieden zurück und betrachtet seine Tischgenossen, als ihm der Blick des Barden eine Anregung gibt, wohin man noch schauen könnte. Neugierig geworden, dreht er sich um.
"Holla!" Wimperklimpernd betrachtet er die schlanke Wellengoldsilberglitzerwasserfee.

RB

Während sie gemessenen Schrittes die Theke umrundet, lässt sie ihren Blick schweifen. Zunächst entdeckt sie Vinizarah und eine Traviageweihte!? Ihr Blick ruckt herum zu Irinio, aber der sitzt immer noch unverheiratet am Tisch. Zumindest körperlich, geistig scheint er eher abwesend.
Jetzt nimmt Jana auch die Flötistin wahr. Die Löffel hat nicht Widumir, sondern Tygrid geführt. Das lässt die Schauspielerin schmunzeln. Die Blicke der Männer nimmt die junge Dame natürlich auch wahr. Und natürlich lässt sie sich das nicht anmerken. Stattdessen applaudiert sie den Musikern und nickt allen Dreien nacheinander zu. Dabei erreicht sie ihren fast leeren Weinkrug auf der Theke und bleibt dort stehen.

OHH

Nur zu gern hätte Widumir sein Holla in ein Hallo umgewandelt, doch die Holde scheint einstweilen gar nicht zu planen, an den Tisch zu kommen. Empörend.
Aber auch mal wieder typisch. Weiber. Und Ihre Wohlverzogen ganz besonders.
Ein guter Augenblick, den Mund zu kräuseln.

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Redaktion und Lektorat: OHH 2014/5