Zu Tisch!

Verfasser: Olaf Weber, Oliver Baeck, Oliver H. Herde, Nicole Weber und andere

OHH

Gedacht, getan, steht Widumir ein Zwinkern später am Kamintisch und feixt auf die Versammlung hinnieder. "Guten Tag, guten Abend und gute Nacht!"

OB

Oh, hätte der Gutwetter doch geschwiegen! Kaum hat er seinen frommen Wunsch geäußert, flattert schon der bunteste unter den bunten Vögeln ausgerechnet an den Tisch des Wassermüllers. Ach, aber andererseits will sich Horasio seine gute Laune heute grundsätzlich eher nicht verderben lassen. Und dieser Vogel ist dermaßen schräg, dass sein Töchterlein nicht in Gefahr schwebt - da wäre ein eitler Pfau wohl schwieriger. Also kann man einigermaßen freundlich antworten: "Die Götter zum Gruße!" Nach einem kurzen Zwischenatmer fügt der Wassermüller dann noch ein "Na, was für Possen willst du heute abend denn reißen, Bursche?" hinzu.

NW

Durch Widumirs Ankunft an ihrem Tisch wird Melida aus ihren Gedanken und der Betrachtung der vielen Fremden gerissen. Das Kinn löst sich von ihrem aufgestützten Arm und sie lächelt - das Reden überlässt sie wohlweislich ihrem Vater.

OHH

Fraglos könnte die Begeisterung über Widumirs erfreuliches Erscheinen am Tische deutlich größer sein. Freilich ist er mancherlei Publikum gewöhnt, das erst in die rechte Stimmung gerückt werden muss. Und das Fräulein ist gewiss einfach nur schüchtern.
"Alle, die gewünscht werden", erwidert er daher mit einer kleinen Verbeugung wohlgemut. "Dazu ein paar Überraschungen, passend zum Abend und seinen Gästen." Da Widumir nunmehr mit Melida und ihrem etwas gestreng wirkenden Tischnachbarn im Dreieck steht, öffnet sich seine Linke dem Mädchen entgegen, um eine hübsche kleine rote Papierblüte freizugeben, kaum größer als eine Münze.

OW

Die Augenbrauen des Gutwetterbauern scheinen sich zu einer einzigen, leicht pfeilförmigen vereinigen zu wollen, als einer der bunten Vögel tatsächlich an den Tisch der Ortsansässigen kommt. Jetzt, da der Fremde sich aus der Masse des bunten Volkes herausschält, wird er von oben nach unten noch einmal genau gemustert. 'Böh! Das tut ja in den Augen weh, so bunt ist der. Was will der? Will der was verkaufen? Oder ist er... Moment!' Seine Hand zuckt unwillkürlich zur Börse, dem Phex-Kundigen ein deutliches Zeichen, dass sie besser als sonst üblich gefüllt sein dürfte.
"N' Abend auch. Überraschungen, soso..."

NW

Melidas Mund formt ein stummes 'Oh', als sie die papierne Blüte in Widumirs Hand sieht. Die soll für sie sein? Ein kurzer Blick zu ihrem Vater, dann fasst sie auch schon vorsichtig zu, bevor dieser sie zur Ordnung rufen kann und strahlt den Schenkenden fröhlich an. "Danke, Herr Widumir", setzt sie artig hinzu.

OHH

Da Widumir an unfreiwillig übereigneter Barschaft gewöhnlich wenig Interesse hat und im Übrigen sowieso nicht viel bei einem dieser niedlichen Landeier erwarten würde, geht er über des Bauern Zuckung lächelnd hinweg. Statt dessen wird noch eine angedeutete Verbeugung hinterhergeschickt, bevor er sich wieder Melida zuwendet.
Ihre Freude erhellt sein Herz. "Na, lassen wir mal die Förmlichkeiten! Wir sind ja unter uns", setzt er das Bekannterwerden sachte fort.

OB

Ein bisschen abwartend, noch nicht misstrauisch, beäugt der Wassermüller, was der bunte Vogel da mit Melida anstellt. Ein Blümchen, soso. Na gut, das mag ja noch harmlos sein. Dass der Charmeur zum Töchterlein dann aber ein 'wir sind ja unter uns' sagt, verblüfft ihn so sehr, dass er gerade sprachlos sitzen bleibt und nur einen ungläubigen Blick zu Bauer Odil schicken kann. Den Gutwetter und den Wassermüller übersehen - wie geht das denn überhaupt?

OW

Ob der dreisten Art des bunten Fremden - nur weil man den Namen genannt hat, ist man ja schließlich noch lange kein Bekannter - ruckt des Gutwetterbauers Blick unwillkürlich zu Horasio. Dessen Verblüffung, der fast schon hilflos wirkende Blick zu Odil und schließlich das völlig ungewohnte Schweigen lassen Odils Mundwinkel nach oben zucken. Dort verharren sie und verbreitern sich zu einem schelmischen Grinsen, welches auch die zuvor noch misstrauisch zusammengekniffenen Augen erreicht. Ein erstes, amüsiertes Glucksen ist zu vernehmen, als er fragt: "Wolltest du etwas sagen, Horasio?"

NW

Auch Melidas Blick wandert unweigerlich zu ihrem Vater - und ihre Augen weiten sich. Widumir hat es geschafft, den Wassermüller sprachlos zu machen? Das kam wirklich selten vor! Aber sie verkneift sich wohlweislich jeglichen Kommentar, während ihr Blick unruhig zwischen den drei Männern umherwuselt.

OHH

Nicht ahnend, wie erbaulich am entferntesten Tische soeben über ihn spekuliert wird, sieht sich Widumir dem Schweigen am hiesigen gegenüber. Da hier gerade viel geblickt wird, saust auch des noch Stehenden Augenmerk zwischen den Personen umher. Zugleich findet gleichsam ein Wettrennen an Ideen in seinem Hirn statt. Hinsetzen oder die alte Nummer mit den Papierschnipseln erscheinen allzu einfach und ausgetreten. Gewiss, zum Setzen böten sich ja noch andere Möglichkeiten als der freie Stuhl.
"Wohlan, Herr des Mehlstaubes, Hüter des Beutels und natürlich Blume des Kamintisches - gibt es denn Wünsche außer für den Bauch? Wobei ich für den sicherlich auch etwas tun könnte. Lachen ist ja nicht nur gesund, sondern macht schlank, wenn man es oft genug ausübt." Selbstverständlich rein zufällig bleibt Widumirs Blick am Mehlklops hängen.

OB

Der Wassermüller hat sich ja vorgenommen, sich die grundsätzlich gute Laune heute nicht madig machen zu lassen. So schnell können gute Vorsätze zerstieben wie... nun ja, wie Mehl. Despektierliche Äußerungen über seine respektierliche Leibesfülle hört Horasio gar nicht gern. Und wenn man dann noch Witze darüber macht, dass er keinen Humor habe, dann hört der Spaß auf!
Äh.
Da dämmert's dem Wassermüller, dass er hier wohl in einer Zwickmühle sitzt. Also besser gute Miene zum bösen Spiel machen. So sagt er nichts, aber schnappt nach Luft und droht dem bunten Vogel mit erhobenem Zeigefinger. Scherzhaft. Wenn man's so sehen mag.
Der dürre Halm wird noch früh genug merken, woher der Wind weht!

OW

Das Glucksen geht nun in ein leises, nur mühsam beherrschtes Prusten und Grunzen über. Nicht, daß er dem Fremden jetzt weiter trauen würde, als er ihn vor die Türe werfen könnte. Doch dieser bunte Vogel ist einfach zu komisch in seiner Unverschämtheit.
Dies wird den Bunten zwar kaum vor dem drohenden Donnerwetter schützen, und Odil ist sich sicher, sein Lachen wird ihn bei der nächsten Fuhre Mahlgut bestimmt teuer kommen. Aber es ist einfach viel zu lustig, wie Horasio von diesem Dahergelaufenen ausgebremst wird. 'Ich hoffe nur, der ist genauso flink auf den Beinen, wie mit der Zunge.'

NW

Melida ist von der Szene nun doch ziemlich gefangengenommen, ihr Lächeln wird zu einem leichten Grinsen, während sie den nonverbalen Schlagabtausch zwischen Widumir und ihrem Vater verfolgt. Wirklich schade, dass Irinio jetzt nicht hier ist!

OHH

Ei, das ist ja mal interessant, wie sie alle schweigen! Nicht wie sonst, wenn entweder allgemeines Gelächter oder wüstes Gezeter ausbricht. Dennoch bleiben auch die versteckteren Reaktionen Widumir überwiegend nicht verborgen. Gerade jene sind es ja, welche den Spaß wesentlich ausmachen.
Jedenfalls sieht sich Widumir in der eben verkündeten Einschätzung der drei Personen erst einmal bestätigt. Da sich der Dicke so sehr um gute Mine bemüht, will ihm Widumir dies auch anrechnen und ihn erst einmal nicht weiter pisacken. Allerdings ist es schwierig, mit einer so wortkargen Truppe ein Gespräch zu führen.
Für einen Moment fühlt er sich versucht, dem Müller großherzig das Wort zu erteilen, wo der sich doch so hübsch meldet, wie man es von der Schule her hört. Aber Widumir will erst einmal brav sein, sind seine Ziele doch gerade etwas andere als blanker Unfug, obgleich er gegenwärtig ein so eigenartig besonderes Verlangen danach verspürt.
"Ist dieser Platz noch frei?" beginnt Widumir mit dem überaus scheinbar Offensichtlichen.

OB

"Da sitzt mein Sohn", sagt der Wassermüller mit Blick auf den leeren Stuhl. Eigentlich selbstverständlich, was er damit meint - aber irgendwie scheint er wohl zu fürchten, dass der Bunte die Worte wieder wörtlich nimmt und weiter Fragen stellt. Also lieber gleich selber antworten und erklären. "Also, da sitzt er, wenn er kommt". Hm, auch nicht wirklich klarer ausgedrückt.

NW

Melida hat aus gutem Grund und aus guter Kenntnis der Stimmungen ihres Vaters geschwiegen, jetzt nickt sie zu seinen Worten, wobei sie ein leises Seufzen nicht unterdrücken kann. Ihr Blick wandert kurz zur Türe. So gesehen ist es auch ganz gut, dass Widumir den Wassermüller ablenkt, bevor der sich wieder nach Irinio erkundigen kann. Sie gönnt ihrem Bruder die Ablenkung durch die Nordländerin von Herzen, aber sie weiß auch, dass er den Vater nicht zu lange warten lassen sollte, wenn er ihm nicht die gute Laune verderben will.

OHH

In Unkenntnis der Müllerschen Familienverwicklungen nickt auch Widumir, allerdings mit ganz anderen Hintergedanken. Tatsächlich entbindet ihn der Müller von der Versuchung, die Winzigkeit oder Durchsichtigkeit des dort sitzenden Sohnes zu erwähnen, was womöglich nicht gut aufgenommen worden wäre. Man kann eben nicht immer gut aus seiner Haut.
So aber besteht Hoffnung für alle Beteiligten - glaubt zumindest Widumir. Er schaut auf die Sitzgelegenheit, als könne er bereits dabei zusehen, wie sich der verlorene Sohn niederlässt. "Ahja, wahrhaftig!" Dann sucht er wieder Augenkontakt zu dem Vater und erkundigt sich nichtsahnend, wie nahe er an einem höchst gefährlichen Abhang entlangläuft: "Für wann hat er sich denn angekündigt? Vielleicht könnte ich ja so lange dort rasten. Dann muss auch der Wirt den Eintopf nicht so weit tragen."

OW

Schnell wird der Bierkrug vor das allzu breit werdende Grinsen gehoben. 'Immerhin fragt der Bursche und setzt sich nicht einfach. Entweder er hat doch etwas Anstand, oder er hat nur Angst, vom alten Wassermüller ordentlich das Fell gegerbt zu bekommen, wenn er allzu frech wird... Na, wollen wir mal Horasio ein wenig aus der Patsche helfen.'
Als er absetzt brummt er dem Fremden ein fast schon freundliches "Der Junge sollte jeden Moment reinkommen. Und dann musst die heiße Eintopfschüssel mit umziehen, was ja auch nicht soo praktisch ist" zu.

OHH

Na, DEN Eindruck hatte Widumir draußen aber gar nicht, dass sich der Sohnemann beeilen würde! Statt dessen bekommt er mehr und mehr den Eindruck, nicht nur Melida bedürfe hier dringendst seiner aufmunternden Ablenkung.
"Ach, wenn's weiter nichts ist! Noch ist der Eintopf ja gar nicht da." Damit beginnt Widumir auch schon, den Tisch zu umrunden, wobei sein Ziel jedem am Tische sogleich klar sein dürfte.

OB

Der Wassermüller ist offenbar grimmig entschlossen, sich seine gute Laune nicht verderben zu lassen. "Wenn der Platz für meinen Sohn und Erben jetzt endlich besetzt ist", sagt er mit einem fast ungezwungenen Lächeln, das von einem kurzen Luftschnappen unterbrochen wird, "dann können wir ja auch allmählich essen." Er holt noch einmal rasch Atem, bevor er Melida fragt: "Was möchtest du, Kind?"

NW

"Oh, ähm... darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht... Was isst du? Und was gibt es denn als Tagesgericht?" Melida war so abgelenkt von Widumir und den anderen Fremden, dass sie in der Tat noch keinen Gedanken an Essen oder Trinken verschwendet hat.

OHH

Dass er so schnell in die Famile aufgenommen wird, hätte selbst Widumir nun doch nicht erwartet. Ein schöner Erfolg, auch wenn der nette Müller es bestimmt nicht so ernst meint. Das wäre unangenehm, hat sich Widumir seinen Lebensabend doch anders vorgestellt. Im Grunde hat er ihn sich noch gar nicht vorgestellt, aber irgendwo in einer Mühle zu hocken, ist wohl nur am ersten Tag lustig und vielleicht nochmal am vierten.
Unbeachtet dessen, sitzt er alsbald auf dem ehedem freien Platz zwischen Melida und dem Bauern.

GH

Geraden Schrittes steuert Guttli auf die kleine Gesellschaft zu.

OB

"Ich gönn' mir die Ochsenkeule heut'", schmatzt der Wassermüller vorfreudig. "Und hinterher ein Käsetörtchen. Oder zwei." Er hängt schon dem Gedanken an diese Leckereien nach, als er merkt, dass seine Tochter ihm noch eine andere Frage gestellt hat. "Schau halt auf der Karte nach, Kind", brummt er schulterzuckend. So viel Lesen wird er ihr doch schon beigebracht haben, dass es dazu reicht. Ein bisschen sollte sie das schließlich können, wenn man sie auch vernünftig unter die Haube bringen will.

OW

Immer noch leicht belustigt, findet sich Odil sehr verwundert ob der friedlichen Reaktion des Wassermüllers. 'Was in den Köpfen der Leute passiert wissen nur die Götter... und manch schwarzbekutteter Zauberer... und manche Geweihten...'
Dann machen auch seine Gedanken eine abrupte Kursänderung, als die weithin berühmten Leckereien dieses gastlichen Hauses erwähnt werden. "Oh, ja. Die Käsetörtchen hier sind wirklich hervorragend! Ich werde mir wohl auch eines nachher gönnen. Aber zuvor..." Mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen versucht der Gutwetterbauer, sich die übliche Speiseauswahl und das Tagesgericht in Erinnerung zu rufen.

GH

Der Wassermüller scheint bei prächtiger Laune zu sein. 'Ochsenkeule' ist ein Wort, das die Häuslerin bei seiner lauten Stimme ohne weitere Mühen versteht. Na, der soll mal sehen, dass er nicht selbst als Ochse dasteht, wenn er eine solche Gesellschaft für seine Tochter zulässt. Ganz sicher wird das Mädchen in ein bis zwei Jahren eine gute Partie sein - und wenn sie der Vater wäre, würde sie einen beherzten Müllersburschen als Eidam aussuchen. Da hätte er dann einen Nachfolger für sein Alter mit einer tüchtigen jungen Frau, die einen Blick fürs Handwerk hat. Irinio hat einen klugen Kopf und sollte hinaus in die Welt. Dass der ein Müller wird, glaubt die Alte nicht. Eher ein Goldschmied. Oder ein Flötenschnitzer. Der Junge taugt, aber der Alte sollte es sich nicht zu einfach mit ihm machen. Und aufpassen, dass seine Tochter nicht ihr Herz an jemanden verliert, der nicht passt und leichtfertig ist. Wenn man jung ist, gerät man so leicht ins Schwärmen...
Innerlich kopfschüttelnd ist das Weib bis an den Tisch heran getreten und wartet nun auf den rechten Augenblick, ihre Botschaft auszurichten.

NW

Dass Melida sich Hals und Rücken verrenken müsste, um die angeschlagene Tafel mit den Speisen lesen zu können, fällt dem Vater wohl nicht auf. Mit einem leichten Schulterzucken steht die Müllerstochter auf, geht um den Kamin herum und liest mit konzentriert sich bewegenden Lippen die Liste. Ihr Gesicht erhellt sich und sie kehrt zum Tisch zurück. "Ich nehme gerne den Gemüseauflauf. Und vielleicht auch ein Käsetörtchen...?"

OB

"Aber sicher doch, Kind", erwidert der Wassermüller auf die Essenswünsche seiner Tochter. Gut, dass sie sich so in Bescheidenheit übt - man muss das mit dem Fleisch für feierliche Anlässe ja auch nicht gleich übertreiben.
Da erblickt er die Häuslerin. "Guttli, was gibt's?" dröhnt er ihr entgegen.

OHH

Unabhängig davon, ob Widumir hier schon einmal Törtchen hatte oder nicht, kann er sich ein solches gut für später vorstellen. Die einfachen Leute werden ihm wohl kaum eines ausgeben, aber der Beschützten wird das schon nicht zu teuer werden.
Dem Blick und Ruf des Müllers folgend, schaut Widumir einstweilen auf das herangenahte Muttchen.

OW

"Ja, ich nehm' dann wohl auch den Auflauf", brummt Odil mehr zu sich selbst, als zu irgendwem sonst. Dann folgt sein Blick dem der anderen zur Häuslerin, der er erneut ein freundliches Nicken zukommen lässt.

GH

"Ochsenkeule soll es geben für den Wassermüller, habe ich sagen hören", gibt die nun am Tisch angelangte Alte fröhlich zurück, "während es für seinen Sohn nur Lob gibt von mir! Ja, die Jungen arbeiten fleißig, während die Alten sitzen und reden und tüchtig trinken." Mit glitzernden Äuglein schaut sie auf die beiden in ihrer Tüchtigkeit beispielhaften Dörfler hinunter. "Oder wackelig auf den Beinen sind, wie ich. Da hat mir der Irinio das Ferkel abgenommen, das der Wassermüller noch nicht haben soll, und versorgt es im Stall, weil ich es nicht mehr konnte vor lauter Wackeligkeit. Und wie gut er das gemacht hat - das soll sein Vater wissen, damit er ihn nicht schilt, weil er ausbleibt!"

OB

Der Wassermüller öffnet den Mund. Erst, um etwas zu sagen. Dann, als er kein Wort zwischen Guttlis Redefluss bringen kann, um zu staunen. Wie schafft die Alte das bloß? Jedes Wort und jeden Einwand klaubt sie ihm von der Zunge, bevor er's aussprechen kann, und klopft ein wenig darauf herum, bis es wie neu aussieht und nicht wiederzuerkennen ist. Als sie geendet hat, bleibt er noch einen Moment so sitzen. Bis ihm einfällt, dass er ja auch mal was sagen könnte. "Ah, ja", ist alles, was ihm da noch bleibt. "Danke, Guttli", schiebt er noch hinterher.

NW

Im selben Maße, wie des Wassermüllers Irritation steigt, verbreitert sich Melidas Lächeln. Wie gut, dass eine Respektsperson wie die Guttli den Bruder vor dem Vater in Schutz nimmt! Das ist sonst doch oft ihre Aufgabe. Ein dankbarer Blick trifft die alte Frau, während das Kinn der jungen wieder in ihren aufgestützten Händen Platz nimmt.

OHH

Zufrieden schmunzelnd, kann Widumir sein Augenmerk wieder der Schwester des einstweilen Fernbleibenden widmen. Dies trifft sich ja ganz hervorragend! Womöglich wird er sogar den Eintopf in Ruhe auslöffeln können. Und wer weiß, was noch. In jedem Falle ist das hier ein sehr kurzweiliger Tisch - nicht nur Melidas wegen. Auch die anderen beiden sind erfrischende Beobachtungsobjekte, mit denen man bei Gelegenheit vielleicht gar noch einiges anstellen kann.

VW

Nun ist es für Siona an der Zeit, sich dem mehr denn voll besetzten Tisch beim Kamin zu nähern, den Eintopf vorsichtig balancierend. Und da die dort Versammelten augenscheinlich mitten in einem wichtigen Gespräch weilen, hält sie sich im Hintergrund, während sie dem bunt Gekleideten mit einem leisen "Wohl Bekomms!" die Schüssel zuschiebt.

OW

"Na, das hört man doch gern, dass der Junge wohl geraten ist, liebe Guttli", antwortet Odil auf das Lob der alten Frau, dann erinnert er sich an deren wacklige Beine und seine eigenen Manieren. "Magst du dich ein wenig zu uns setzen? Du hast ja noch einiges an Weg, wenn du nachher noch nach Haus willst." Seine schon halb erhobene Haltung macht deutlich, dass er gewillt ist, seinen Stuhl zu räumen, sollte sie dies wünschen. "Ich kann mir ja einen Stuhl von einem anderen Tisch heranholen."

OHH

Auf einmal kerzengerade und mit fröhlichem Strahlen, nimmt Widumir den Eintopf in Empfang. "Besten Dank, Holdeste!" gibt er vollkommen ernst gemeint zurück. Dass es möglicherweise noch voller am Tische wird, stört ihn gar nicht, würde er doch auf diese Weise beim Essen mehr zu beobachten haben.

GH

Abwehrend hebt die Alte die Hände, als der Gutwetterbauer so bereitwillig seinen Platz für sie freimachen will. Aber in ihren Augen spiegelt sich Dankbarkeit und gar ein Schimmer von Rührung. "Ei, wer bin ich denn, dass ich dem Gutwetterbauern solche Umstände machen sollte", bedeutet sie ihm, nur seinen Stuhl zu behalten. "Ich danke für die Ehre! Doch kann ich mir ja selbst einen Schemel holen. Wenn ich zurückkomme. Ich habe nämlich gerade jemandem einen Tee angeboten. Und den soll er erst bekommen. Sein Wort soll man halten! Aber danach werde ich sehr froh sein über die angenehme Gesellschaft hier!"

VW

Dass es aber immer wieder gelingt, ihr eine leichte Röte über das Gesicht zu jagen. Holdeste... Tss. Was denkt sich das Kelchen nur. Aber schmeichelhaft ist es dennoch. Kurz lauscht sie den Erklärungen der Guttli. Sie nickt bestätigend in die Ausführungen der Häuslerin, um dann, das Stichwort aufnehmend, in die Runde zu fragen: "Hat es denn noch weitere Wünsche von Eurer Seite?"

OHH

Artig wird die Magd angenickt. "Kuchen sollst du suchen!" lautet eine lediglich vergleichsweise alte Widumir-Weisheit, welche er sogleich verlauten lässt. Zwar hat er noch nicht einmal mit dem Eintopf begonnen, doch wird so ein Törtchen ja nicht innerhalb von Stunden schlecht. Besser also, er bestellt es gleich jetzt, bevor er es später vergisst. Das wäre doch ein Jammer!

OW

Odil schenkt zunächst der Häuslerin ein bestätigendes Nicken, welches wohl die Gesamtheit ihrer Worte umfassen soll.
Dann lässt er sich wieder in eine bequemere Haltung auf den Stuhl sinken und zieht die Stirne erneut in Denkfalten ob Sionas Frage nach den weiteren Wünschen. Dem zunächst mehr in den eigene Bart gebruddelten "Äh, jaa, was wollte ich jetzt...?" folgt ein deutlich kräftigeres "Achja! Eine anständige Portion vom Gemüseauflauf hätt' ich gerne. Und anschließend eines von den herrlichen Käseküchlein", dem nach einem kurzen Blick in den eigenen Krug ein "und gleich noch ein Helles, bitte" folgt.

OB

"Und ob, Siona!" setzt der Wassermüller auf die Frage der Magd hinzu, kaum dass der Gutwetter mit seiner Bestellung durch ist. "Einen Gemüseauflauf kriegt das Töchterlein auch. Ich nehm" - er muss kurz nachatmen - "die Ochsenkeule und auch noch einen Krug zum Runterspülen." Er wirft Melida einen Blick und einen Halbsatz zu: "Du auch was zu trinken?"
Dann wendet er sich aber wieder der Bedienung zu: "Und heb ein paar Käsetörtchen für uns auf. Nicht dass" - er nutzt ein kurzes Kopfnicken zum Rothaarigen gleichzeitig zum Luftholen - " dieser dürre Stängel uns alle wegfuttert." Dochdoch, der Wassermüller kann schlagfertig sein. Wenn man ihm genug Zeit zum Überlegen gibt.

VW

Fast schiebt sich aufrichtige Entrüstung in Sionas Blick. Sollte der gute Wassermüller den Eber nicht besser kennen? Der Tag, an dem Sarina das Essen ausgeht, wird der Tag sein, an dem sie selber den Ruhestand einläuten wird.
Erst dann begreift sie die Spitze. Scheint ein wenig am Wassermüller zu knabbern, dass der Jungspund so mir nichts am Stammtisch sitzt. So hebt sie nur kurz die Achseln und nickt freundlich. "Ich bin mir sicher, das mit den Törtchen lässt sich einrichten."

NW

"Trinken? Oh, ja..." Das Kinn verlässt wieder seinen angestammten Platz auf den Händen, die Arme bleiben ein wenig haltungslos angewinkelt.
"Gibt es Limonade?" Mit einem erwartungsvollen Leuchten in den Augen schenkt Melida der Magd ein liebes Lächeln.

OHH

In sichtlicher Zufriedenheit ziehen sich auch Widumirs Mundwinkel wieder weiter auseinander. Die Magd wird schon die richtige Menge an Käsetörtchen bringen. Nun wird erst einmal die Schüssel herangezogen und noch ein wenig darin gerührt, auf dass sich kleine Dampfwölkchen erheben. Da muss er also noch ein wenig vorsichtig sein.
Sich erst einmal wieder zurücklehnend, verfolgt Widumir für kurz den Abgang des Muttchens, bis ihn eine Bewegung auf der Treppe geistig dorthin lenkt. Da kommt sie herab, wieder einmal ganz Schauspielerin, gleichsam auftretend wie auf einer Bühne, wie es ihr anscheinend so viel Freude bereitet.
Wenn man aber den ganzen Tag nicht mit schnöder Arbeit vertut, sondern das Wohlbefinden studiert wie Widumir, ist man auch erfahren darin, tiefer zu schauen. Wie sonst könnte man MIT den anderen lachen, anstatt über sie! Nun ja, manchmal ist letzteres zugegebenermaßen auch ganz nett, wenn diejenigen es sich verdient haben.
Doch wie ist das nun mit Jana? Eigentlich ist sie doch eine sehr hübsche und in vielem angenehme Person. Nun, in ihren neuen luftig seidigen Gewändern, wirkt sie gleich viel weicher und verletzlicher. Viel mehr, als müsse man sie tatsächlich beschützen, ohne dass der Grund zu fragen wäre. Wenn sie nur nicht manchmal so zickig wäre! Welche Jana ist nun die verkleidete und welche die wahre?
Widumirs entspanntes Lächeln bekommt einen Hauch von Nachdenklichkeit.

VW

Die Stirn der Magd legt sich in ratlose Falten. Was soll das sein, Limonade? Etwas Ausländisches mit Sicherheit. "Verzeiht, aber... was ist das: Limonade?"

RB

Nachdem sie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hat, geht der weitere Abstieg ganz automatisch und nicht einmal Jana könnte sagen, ob da jetzt die Baroness, die Schauspielerin oder die doch noch ziemlich junge Frau die Treppe herunter kommt.
Während sie sich nähert, schaut sie schon einmal in den Schankraum. Dort ist der Tisch der Einheimischen, an dem überraschenderweise nicht Guttli sondern Widumir einen Platz gefunden hat. Die Beobachterin schmunzelt. Sie ist ja selbst erfahren im Umgang mit anderen Menschen, aber wie er es scheinbar mühelos schafft, überall sofort dazuzugehören, das ist schon bemerkens- und ein bisschen beneidenswert. Bemerkt wird auch sein Blick, den die echte Jana mit einem Zwinkern erwidert.
Dann wandert ihr Blick weiter. Dort sitzt der Südländer mit seiner Freundin beim Essen, da will sie momentan nicht stören. Aber dort am Tisch, wo Posch und Twina sitzen, ist noch Platz. In die Richtung lenkt sie also ihre gemütlich schlendernden Schritte, als sie den Boden der Tatsachen erreicht hat.

NW

"Ach, ich..." Melida scheint ein wenig in sich zusammenzusinken, und eine leichte Röte überzieht ihre Wangen. Ein kurzer Blick zum Vater. "Milch... Ich nehme Milch."

OB

Milch. Bei Milch denkt der Wassermüller eher an Kranksein. Milch, heiß mit Honig. Obwohl - gerade vorhin hat ja das kleine Ferkel Milch bekommen. Das soll mal ruhig ein großes, starkes Ferkel werden, damit man ein ordentliches Spanferkel draus machen kann. Horasio läuft das Wasser im Munde zusammen. Er leckt sich genießerisch die Lippen.
Wer bei Milch an Spanferkel denkt, muss wirklich hungrig sein.

OW

Nun, da die alte Guttli sich abgewandt hat, er seine Bestellung abgegeben hat, des Wassermüllers durchdringendes Organ und auch die anderen am Tisch Sitzenden und Stehenden nicht nach seiner Aufmerksamkeit heischen, lässt sich der Gutwetterbauer ein wenig zurücksinken. Sein Blick schweift durch den mittlerweile recht gut gefüllten Schankraum.

VW

Kurz kneift Siona die Augen zusammen, dann kratzt sie sich kurz am Kopf. "Milch also. Obwohl. Ich könnte dir auch ein leckeres Getränk aus Zitronenmelisse mit ein wenig Honig machen. Oder ein Pfefferminzwasser..."

OHH

Derweil seine Augen noch der adretten Reisegefährtin folgen, bildet sich in Widumir Hinterkopf die Frage, was es denn an Milch auszusetzen geben könne. Denn danach klingt es irgendwie unterschwellig doch seitens Melidas ebenso wie von der Magd her. Drum wendet er sich denen wieder entgegen, zumal zur Beobachtung Janas inzwischen ein gewisses Verrenken des Halses einhergeht - nicht, dass dies ein ausschlaggebender Punkt für jemanden wie ihn wäre!
Neugierig, aufmerksam huschen seine Blicke nun zwischen diesen anderen beiden am Tische umher.

NW

Melida knetet kurz überlegend ihre Lippe zwischen Daumen und Zeigefinger, dann schüttelt sie den Kopf. "Nein, danke. Ich bleibe bei der Milch."

VW

"Zweimal den Gemüseauflauf, eine Ochsenkeule, zwei Bier, eine Milch und jetzt ein paar Törtchen und später desgleichen", repetiert die Magd. Dann nickt sie kurz und strebt die Theke an.

OHH

"Eine gute Wahl!" erklärt Widumir der Müllerstochter. Vielleicht nimmt er ja später auch noch eine Milch zum Küchlein.
Jetzt jedoch zieht er einstweilen die Schüssel wieder näher heran und rührt noch einmal um. Das sieht doch schon gut aus, und lecker riecht es auch! Warum länger warten!

OB

Horasio schaut zwar der entschwindenden Siona hinterher, aber der Duft des Eintopfes in Armeslänge von ihm entfernt steigt ihm gleichfalls in die Nase. Oha, das riecht lecker. Er kann's kaum erwarten, dass die Ochsenkeule herbeigebracht wird - es ist schließlich ewig her, dass er zuletzt gegessen hat. Jedenfalls nach Wassermüllers Zeitrechnung. Da soll doch wenigstens der Hänfling ihm gegenüber nicht länger leiden müssen. "Wohlschmecken, mein Junge", sagt Horasio leutselig zu ihm. "Iss mal was, damit du was auf die Rippen kriegst."

OHH

Dass es nicht zu viel auf den Rippen werden möge, dafür kann Widumir ja glücklicherweise selbst Sorge tragen. Denn so viel Körper mit sich herumtragen zu müssen, stellt er sich als reichlich lästig vor.
Der Anerkennung der Freundlichkeit des Müllers tut dies keinen Abbruch. "Oh, vielen Herzlichen! Und dankeschön außerdem", sind seine letzten Worte, bevor der Löffel im Munde verschwindet.
"Mh, umh!" Ja, lecker, aber auch doch noch etwas heiß. Hastig wird über die nunmehr halbvolle Laffe gepustet, was jeweils beim Einatmen auch Lippen und Zunge erfreut.

OW

Auch wenn er durchaus auch die eine oder andere Reserve am Körper trägt und die letzte Mahlzeit nicht gar so ewig her ist, so regt der herzhafte Duft aus der Schale des Bunten doch dem Bauch des Gutwetterbauern zu einem vernehmlichen Grollen an, welches dem Donnergrollen von draußen in nichts nachstehen will. "Hoppla. Ich bitte um Verzeihung... Meine Gattin sagt immer, wenn ich das auch satt und im Schlaf könnte, dann bräuchten wir keinen Hofhund."

OB

Erst steigt verlockender Duft in des Wassermüllers Nase, dann dringen sanfte Töne an sein Ohr. Es dauert ein bisschen, bis er sie so richtig wahrnimmt - zumal noch ein finsterer Geselle die Schankstube betritt und sich einen argwöhnischen Blick einfängt. Dann aber hört Horasio richtig zu. Für den Scherz vom Gutwetterbauern hat er gerade noch ein Lächeln und ein fröhliches Glucksen übrig.
Zu der Sängerin schaut er nur flüchtig hinüber. Als er vernommen und verstanden hat, wovon sie singt, wandert sein versonnener Blick zurück zum Tisch. Wo seine Tochter und (hoffentlich mal bald) sein Sohn sitzen. Ja, die Worte rühren ihn an. So ist das, wenn man Kinder hat. Genau so. Oder demnächst Enkel.

NW

Auch Melidas Augen und Ohren werden unweigerlich in Richtung der Bardin gezogen, was ihr nicht schwerfällt, da der Tisch der Nordländerin sowieso in ihrem Blickfeld ist. Ein leises Seufzen entringt sich ihr. Ach, wäre doch Irinio nur schon hier, um das zu hören!

OHH

Dem Bauern wird ein kurzes, doch herzliches Lachen geschenkt. "Fehr föm!" pustet Widumir noch etwas seine Lippen. "Du gefällst mir!"
Zu einer lustigen Plauderei kommt es allerdings erst einmal nicht, da am Nachbartisch plötzlich so traurig gesungen wird. Wie schade! Nur unwillig hört Widumir von den Sorgen und Freuden der Elternschaft - ein weitgehend fremdes Thema für ihn, da es in seiner Kinderstube doch etwas anders ausgesehen hat. Ein Glück singt die Bardin so schnell, dass es rasch vorüber ist! Die Beklommenheit in Widumir jedoch leider nicht.

OW

Auch Odil wird von der Stimmung des Bardensanges erfaßt und sein Blick scheint in weite Ferne zu gehen. Während sich in den Augenwinkeln verräterisches Naß sammelt umspielt ein sanftes Lächeln seine Züge, auch einige Zeit nachdem die Weise verklungen ist. Schließlich entschlüpft ihm ein einzelner tiefer Seufzer und ein einfaches, doch allumfassendes: "Schön!"

OB

"Oh ja", erwidert der Wassermüller auf das Lob des Gutwetters. Nach einer ganz schön langen Pause. Es hat gedauert, bis seine Gedanken von diesem Lied wieder an den Tisch zurückgefunden haben.
Dann ruht sein Blick wohlwollend auf seinem Töchterlein. Säße sein Sohn auch schon hier, würde er ihn genauso betrachten. Den nächsten Wassermüller. Den neunten. Und er wird auch den zehnten noch erleben, ganz sicher. Da kann man schon stolz und zufrieden sein. "Ja, so ist das", setzt er nach einer weiteren, ganz schön langen Pause hinzu.

OHH

Auch Widumir braucht ein Weilchen, wieder zur Tagesordnung überzugehen. Jetzt wäre etwas Aufbauendes, Lustiges gerade das Rechte. Allein, im wollen keine Scherze einfallen. Die Antwort steht vor ihm: eine Schüssel Eintopfes, von der er nun etwas vorsichtiger einen weiteren Löffel kostet. Ja, so geht es.

NW

Während des Liedvortrags entgeht Melida das Mienenspiel ihres Vaters, doch den Blick danach fängt sie wohl auf. Ein wenig überrascht hebt sie das Kinn wieder von der Hand und lächelt ihn dann lieblich an.

OW

Die ungewohnte Stille am Tisch will den Gutwetterbauern beinahe dazu verführen, den bunten Fremden anzusprechen. Doch will ihm zunächst beim besten Willen nicht so recht einfallen worüber er reden soll. Dann erinnert er sich, jenem noch gar nicht seinen Namen gesagt zu haben. Mit leicht zum Gruße erhobenem Krug holt er dies nun nach: "Ich bin übrigens Odil, Odil Gutwetter."

OB

Holla, da hat der Gutwetter Recht! Zwar hat sich auch der Neuankömmling nicht vorgestellt - oder ist der Name in des Wassermüllers Magengeknurre untergegangen? - aber da schließt sich doch Horasio kurzerhand der Vorstellung an: "Horasio Wassermüller", fügt er an. "Das ist mein Töchterchen Melida. Und du wärmst den Sitz für" - er muss kurz Luft holen - "meinen Sohn Irinio."

OHH

Schlagartig hellt sich Widumirs eben noch etwas bekümmerter Ausdruck auf. Den Bauern hat er eh schon ob dessen Scherzes liebgewonnen, und auch der der das Wasser Mühlende erweist sich nun endgültig als im Grunde doch auch sehr netter Kerl. Schon will Rührung Widumirs Herz und die Augenwinkel ergreifen, aber viel lieber möchte er sich unbeschwert freuen.
Rasch stopft er den soeben angehobenen Löffel in den Mund, dann ruft er von Herzen ehrlich: "Ei der Daus! Das freut mich aber! Ich bin der Widumir." Schon steht er und verbeugt sich wie ein Haushofmeister vor hohen Gästen, die Hände mit Löffel und Schale hinter sich gestreckt. Ein Wunder, dass nichts auskippt!

OW

Widumirs Antwort wird mit einem weiteren freundlichen Nicken, seine seltsamen Verrenkungen hingegen mit einem irritierten Blick beantwortet. 'Hat den 'ne Biene gestochen? Oder sticht den nur der Hafer?'
Noch bevor jedoch den Gedanken des Gutwetterbauern Worte folgen können setzt erneute Musik ein. Den Kopf leicht schiefgelegt und mit einem zufriedenen Lächeln lehnt er sich zurück und lauscht.

OB

Etwas verwirrt, aber doch eher amüsiert, betrachtet der Wassermüller das Treiben des Sitzwärmers. Bevor er sich aber noch eine Antwort zurechtlegen kann - Moment mal, was ist das für ein merkwürdiger Name? - klingt erneut Musik an sein Ohr.
Das erste Lied hat Horasio den Barden gegenüber ganz gewiss gewogen gemacht. So lauscht er auch dem zweiten andächtig. Aber als er den Text vernimmt, kräuselt sich doch ein wenig die Stirn. Ja, solche Lieder sind's, die dem jungen Volk Flausen in den Kopf setzen! Zum Glück ist sein Töchterlein ein so patentes Mädchen, dass sie sich den Kopf weder beflausen noch verdrehen ließe. Dennoch, ein gewisses Misstrauen bleibt dem Wassermüller.

OHH

Zunächst verwundert sich Widumir ein wenig über die stillen Reaktionen. Erst dann dringt das neuerliche Lied endlich zu ihm. Ja, das ist schon viel freudiger und vertrauter! Zudem erinnert es an aktuelle Angelegenheiten. Mit einem Zwinkern für Melida gleitet der Schelm wieder auf seinen Platz hinab. Ja, das passt bis hin zu der Haarfarbe, wenn man es nicht gar zu genau nimmt.

NW

Ein leises Seufzen entringt sich Melidas Lippen, die mit nach wie vor auf die Hände gestütztem Kinn der Musik lauscht und sich den Bruder herbeiwünscht. Das Zwinkern von Widumir wird dabei mehr aus dem Augenwinkel wahrgenommen und mit einem etwas scheuen Lächeln erwidert, bevor sie sich wieder ganz dem Bardenspiel widmet. Dass das Zwinkern eine Anspielung auf den Text des Liedes sein könnte, kommt der braven Müllerstochter gar nicht in den Sinn.

OHH

Wieder sitzend, beginnt Widumir endlich, seinen Eintopf zu löffeln - man könnte es auch schaufeln nennen. Immerhin hat der jetzt genau die richtige Wärme. Dabei linst er über den Schüsselrand zu dem Fräulein hinüber, welches sein Holdsein allzu versteckt zur Schau stellt und überhaupt unangebracht geistesabwesend wirkt. Wie schade!
Na, wenigstens schmeckt der Eintopf. Und wer weiß, was der Abend noch so bringt!

OW

Mit im Takt der Musik wippenden Füßen lässt Odil seinen Blick langsam zwischen dem Laute spielenden Sänger und der Flötenden pendeln. Der Austausch zwischen dem bunten Widumir und des Wassermüllers Tochter wird indes nicht bewusst wahrgenommen.

OB

Ein ganz klein wenig entspannt sich der Wassermüller, was die Lehne seines Stuhles hingegen zu erhöhtem Einsatz zwingt. Gut, dass die zweite Strophe gleich von Liebesleid und unerfüllter Sehnsucht kündet. Da lernt das Töchterlein gleich einmal die Kehrseite kennen. Das entflaust. So kann Horasio sich den doch so wohlklingenden Tönen widmen.

NW

Melida hebt wieder das Kinn aus den Händen, als die Türe sich öffnet, und wendet den Kopf vom Barden weg nach links. Erfreut winkt sie ihrem Bruder, ohne den Ellenbogen vom Tisch zu lösen, nur mit einem leichten Wedeln der angehobenen Hand und einem fröhlichen Lächeln.

OHH

Weder der Fortgang des Liedes, in welchem Gefühle unerwidert bleiben, noch der neue Gast im Raume, auf welchen Melida Widumir mit ihrer Geste ganz nebenbei hinweist, sind geeignet, des reisenden Gauklers Stimmung zu heben. Für einen Moment hält er sogar mit dem Essen inne.
Doch was hilft es! Diese Geschichte ist wohl vorüber. Eine andere wird kommen. Hoffentlich. Trotzdem ist der Eintopf nicht mehr so wohlschmeckend wie noch gerade eben.

OW

Die Wendung des Liedes will Odil so gar nicht gefallen, erinnert sie ihn doch an seine jüngste Schwester, die ein ums andere Mal sich in den falschen verguckt hatte und nun droht, eine vergrämte alte Jungfer zu werden, wie sie im Buche steht. Doch der forsche Eintritt des Müllerssohnes und die freudige Reaktion seiner Schwester reißen ihn schnell aus seinen trüben Gedanken. "Da ist er ja", entfleucht es ihm mehr laut gedacht als leise gesagt.

LR

Der Müllersbursche schlägt nach einem entschuldigenden Nicken und einem etwas ungeschickten Bückling Vinizarah gegenüber die Tür freigebend den Weg zum väterlichen und schwesterlichen Tisch ein, den Gruß der winkenden Schwester mit einem Strahlen erwidernd, das man auf Irinios Zügen so nicht alle Tage sieht.

OB

Mit versonnenem Lächeln wiegt Horasio den Kopf hin und her. Eines der Kinne trifft dabei auch den Takt.
Der milde Gesichtsausdruck trifft nun auch seinen Sohn, der sich dem Tisch nähert. Der Vater setzt eine gespielt fragende Miene auf, als wolle er sagen: 'Irgendwo habe ich diesen jungen Mann schon mal gesehen. Ist aber lange her.'

OHH

Immerhin fordert noch niemand Widumir auf, sogleich hinfortzuspringen. Da kann er noch einigermaßen in Ruhe weiterlöffeln und den Aufstand am Tresen mit dem Badezuber beobachten. Tjaja, die gute Jana hält alle gern in Trab. Was sie wohl zu farbigem Wasser sagen würde? Oder blubberndem? Oder...
Sichtlich hellt sich mit jedem neuen Einfall die Mine Widumirs auf, und es sind derer so viele, dass sie einander in rascher Folge verdrängen.

LR

Irinio atmet einmal tief durch und tritt vollends an des Vaters Tisch.

OHH

Eigentlich sollte Widumir schon aus einer Art Kollegialität heraus auch klatschen für die dargebotenen Lieder, aber sie haben ihm zu sehr die Stimmung beschädigt. Da redet er sich darauf heraus, mit der einen Hand den Löffel und mit der anderen die Schüssel halten zu müssen, obgleich letztere doch auf dem Tische steht.
Blitz und Donner draußen machen dem jämmerlichen Bild ein Ende. Da gibt es sicher was zu sehen, wenn er den Eintopf verzehrt hat. Erst einmal wird neugierig der Jüngling begutachtet. Noch scheint er keinen Anspruch zu erheben. Und der Vater? Komisches Verhältnis haben die!

GH

Die Alte am Nebentisch sieht sich um und entdeckt nur milde Verwunderung und hört kein lobendes Wort für Irinio. Und der Herr Wiwidir macht nicht die geringste Anstalt, dem Hereingekommenen den gebührenden Platz bei seiner Familie anzubieten. So was! Kurz entschlossen und energisch erhebt sich die Häuslerin.
"Ei Irinio", spricht sie so laut, dass man es am Tische des Müllers hören kann, "da hast du mir einen großen Gefallen getan mit deiner Hilfe im Stall! Nun sollst du sitzen dürfen und es dir wohl sein lassen." Und damit schiebt sie ihren Stuhl ein wenig in Richtung des Nebentisches und lädt den jungen Mann mit einer Handbewegung ein, nur immer darauf Platz zu nehmen.
Eigenwillig kann sie auch sein. Das ist kein Vorrecht engstirniger und gewichtiger Herren oder flapsiger Fahrender.

OW

Dem verklungenen Lied wird Beifall durch kräftiges Klopfen auf den Tisch gezollt. Der Donnerschlag draußen lässt den Gutwetterbauern kurz zusammenzucken, dann brummelt er ein "Ich hätt ja auch mal daneben liegen können. Dann werd' ich wohl heute wirklich nicht mehr weiterlaufen können." Die zuvor so zufrieden wirkenden Gesichtszüge werden etwas nachdenklicher.

OB

Blitz und Donner lassen auch Horasio kurz zusammenzucken. Beim Kinn geht das Zucken in ein kurzes Wabbeln über. Aber Gewitter schrecken den Wassermüller nicht sonderlich.
Fast ein bisschen erstaunt schaut er zur Guttli hinüber. Hat die Alte einen Becher Kratzbürstentee getrunken? Das ist jetzt schon das zweite, nein, das dritte Mal heut Abend, dass sie ihm in die Suppe spucken will. Das kann er nun nicht auf sich sitzen lassen. "Ei Guttli", erwidert er, "was find'st du an dem jungen Burschen? Darf denn sein Vater nicht auch mal mit ihm" - er muss Luft holen - "am Tische sitzen? Und sein Schwesterlein?"

GH

Ganz erstaunt blickt die Alte zu dem sich nun wenigstens regenden Müllermeister hinüber. "Gewiss", nickt sie mit einem kleinen Lächeln und so ruhig wie möglich, pocht ihr doch das Herz im Leib. Denn von einem solchen Mannsbild angegangen zu werden, fühlt sich alles andere als behaglich an. "Deswegen soll er ja auch einen Stuhl bekommen!" Welchenselbigen sie nun noch näher an den Tisch des Vaters heranschiebt. "Denn beim Wassermüller ist wohl keiner mehr frei?"

VW

"Muttchen, der junge Kerl kann sich bestimmt auch einen Stuhl vom anderen Tisch holen." Und während sich Padreigh erhebt, das Instrument vorsichtig haltend: "Wenn du magst, kannst du meinen Stuhl haben, und ich nehme mir einen vom anderen Tisch."

LR

Wie man sich ganz ohne Wort und Geste doch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wiederfinden kann! Allüberall, so scheint's ihm zumindest, werden dem Müllersburschen eben noch besetzte Plätze angeboten - außer dem an seines Vaters Tisch, natürlich, der nur in grauer Theorie! Irinios Wangen fühlen sich heiß an, und tatsächlich zeigt sich an ihnen rotwarme Glut, als er mit großen Augen vom Vater zur Guttli und von dort zum Barden blickt.
"Neinnein, ich...!" blickt er sich hektisch nach einem freien Sitzmöbel um, das er vor allen anderen erreichen und zum väterlichen Tische ziehen könnte. "Setz dich nur wieder, liebe Guttli." Bei der guten Alten eilt's mehr als bei dem Spielmann! "Und, äh, Ihr", spricht er den buntkarierten Rücken des Spielmann an, "wirklich, ich wollte nur eben..."

OHH

Wie schnell sich eine Situation doch ändern kann! Und nochmal und nochmal! Da kommt selbst Widumir kaum mit und staunt nicht schlecht. Das Muttchen scheint jedenfalls Haare auf den Zähnen zu haben. Lustig! Hier gibt es wirklich was zu sehen, und der Platz im vorderen Rang bleibt wohl einstweilen erhalten, wenn sich Majestät Müller drauf einlässt.
"Ei Irinio", fällt er in die ortsübliche Unterhaltung ein, "nimm dir noch einen dritten Stuhl hinzu und zeige, wie gut du im Jonglieren bist!"
Fast möchte er ihm dafür den eigenen anbieten - aber eben nur fast. Es sind ja noch genügend andere da.

GH

Eiwei, das hat die alte Guttli ja richtig gut hinbekommen. Nun hat sie dank ihrer eigenen Einmischung und der des Sängers, der doch lieber bei seinen Saiten geblieben wäre, den armen Irinio so richtig in Verlegenheit gebracht. Und der Herr Wividir tut noch ein übriges, um dem Fass die Krone mitten ins Gesicht zu schlagen. Solch ein Schlingel! Nun muss sie böse Miene zum guten Spiel machen, um auf solche Weise die Aufmerksamkeit von dem braven Jungmüller wegzulocken. Daher lässt sie den Stuhl unter ihren Händen Stuhl sein, ballt die Fäuste und stemmt sie mit einem Mal höchst energisch in die Hüften.
"Ei Herr Spottvogel", sagt sie so herzhaft, dass es der fremde Gaukler deutlich hören muss und fasst ihn dazu fest ins Auge. "Nun habt Ihr Euch aber kräftig in den Muspott gesetzt. Und das wisst Ihr auch, wenn Euer Kopf nur annähernd so gelehrt ist, wie Euer Suppentopf!"
Und damit lässt sie ihren vormaligen Stuhl endgültig dort stehen, wo er gerade steht und wendet sich zurück zu ihrem Tisch. "Danke Irinio und danke, Herr Sänger", spricht sie dabei zu den beiden Hilfreichen. "Ich nehme einfach den danben."

OW

Der Gedanke an die nächtliche Lagerstatt wird durch das ebenso plötzliche wie unerfreuliche Gezerfe um Irinios Sitzplatz davongefegt, wie Löwenzahnsamen im Sturm. Auch Widumirs scherzhafte Bemerkung scheint leider nicht zu allgemeinen Erheiterung beitragen zu können. Doch vielleicht sind Worte jetzt eh nicht das wahre. So rückt er einfach seinen Stuhl ein wenig weiter in Richtung auf Horasio. Damit öffnet sich die Lücke zwischen ihm und dem bunten Widumir etwas weiter, so dass Irinio dort Platz finden kann, welchen Stuhl er auch immer nehmen mag. Dem jungen Mann schenkt er dabei ein Lächeln, welches irgendwo zwischen Aufmunterung und Einladung schwankt.

LR

Während Widumirs Vorschlag die Wangenröte des Müllersburschen noch um eine Nuance weiter ins Sonnenuntergangsglühen verschiebt, nutzt er Guttlis Antwort darauf bereits zur längst nötigen Tat - immerhin hat er es kürzer als der Lautenspieler zum nächsten unbesetzten Tisch, wo in der Tat vier unbesetzte Stühle locken. Und auch wenn er damit tatsächlich einen Schemel mehr zum Jonglieren in die Runde wirft, ist das wohl der leichteste aller Wege, genau diesen und keinen anderen zum väterlichen Tisch zu tragen.
Wenn es nur nicht so heiß in der Stube wäre - vor allem in Kopfhöhe!

OB

Jana lacht kurz auf, als Widumir seinen Scherz treibt, zieht dann aber den Kopf ein, als Guttlis Donnerwetter ihm antwortet.

NW

Gerade noch erhellte ein strahlendes und aufmunterndes Lächeln Melidas Gesicht, als sich ihr Bruder dem Tisch näherte, da scheinen sich die Ereignisse vor ihren Augen zu überschlagen. Ein wenig geplättet folgt sie dem Schlagabtausch zwischen Widumir und der Guttli.
Während sie fieberhaft überlegt, ob sie etwas dazu beitragen kann, die Lage für ihren Bruder weniger unangenehm zu machen, da tut der Gutwetterbauer schon das Seine und macht Platz für einen weiteren Stuhl. Dankbar lächelt sie ihn an und entspannt sich wieder ein wenig.

OHH

Blinzelnd und mit einem verunsicherten Lächeln schaut Widumir dem alten Weib nach. Den Witz in ihren Worten hat er nur zum Teil gefunden. Zumindest ist er irgendwie sicher, es müsse einen weiteren geben als nur das Wortspiel. Wieso sind denn alle so aufgeregt? Die scheinen hier ja massenhaft Probleme mit sich selbst angesammelt zu haben!
Für Momente kommt sich der Spaßmacher doch recht überflüssig und unwillkommen vor, obwohl ja niemand ihn fortschickt und die eigentlich unverzwickte Stuhlfrage längst geklärt ist. Die Leute machen aber auch immer alles kompliziert!
Die Brauen zusammen- und den Mund verziehend, widmet sich Widumir einfach dem Rest seines Eintopfes. Man wird ja sehen, ob er anschließend lieber das Gewitter betrachten geht oder die Dörfler sich von selbst beruhigen.

OB

Ein paar Augenblicke braucht der Wassermüller schon, um sich wieder abzuplustern. Erst die Guttli mit ihrem frechen Mundwerk, und dann noch dieser Bursche, der dazwischenrattert. Und überhaupt! Wollte der nicht gehen und den Platz freimachen, wenn sein Sohn kommt? So ist das mit dem reisenden Volk. Man kann sich höchstens drauf verlassen, dass man sich nicht drauf verlassen kann. Dabei ist doch klar: was man verspricht, das muss man auch halten. Gut, ein Platz an einem Schenkentisch ist nicht die Bank vor dem Traviaaltar. Aber trotzdem.
Horasio wendet sich zu seinem Sohn. "Was macht das Ferkel?" fragt er unvermittelt.

LR

Gerade will der Müllerssohn dem Vater antworten, als er sich vielerlei anderer Dinge bewusst wird.Des Burschen Blick führt an anderen Gästen vorbei und von Neuem zum Spielmann, der vorsonnen die Laute zupft und seinerseits etwas im Blick hat. Und das... das ist die Fremde von draußen und der Eberknecht.
"Das Ferkel", zieht leise seine Zunge endlich den Gedanken hinterher, weit davon entfernt, sie einholen zu können. Sein Tonfall macht nur zu deutlich, dass er nicht bei der Sache ist, und schon gar nicht beim Vater.

OB

Dass sein Sohn und Erbe nicht sogleich antwortet, wundert den Wassermüller nicht. Der Bursche ist öfter mal mit den Gedanken woanders. Aber ein Mühlstein muss sich ja auch erst ein paarmal drehen, bevor das Mehl herausrieselt. Also stört's Horasio nicht mehr als sonst. Zumal er sich ja ohnehin vorgenommen hat, heute guter Laune zu sein.
So folgt sein Blick dem Irinios. Er muss sich dafür gehörig strecken und drehen, was der Stuhl ungnädig beknarzt. Schließlich aber nickt der Wassermüller anerkennend, was das zweite Kinn nochmals bekräftigt. Dann sagt er, was andere wohl denken: "Schau an. Alrik Eberknecht hat ein Mädel."
Zur Erleichterung des Stuhls dreht Horasio sich wieder zurück. Ein mildes Lächeln streift seine Tochter und seinen Sohn, macht dann bei Odil kehrt, um wieder an Irinio hängenzubleiben. "Zeit wird's", sagt der Wassermüller.

NW

Melidas Blick folgt dem von Bruder und Vater. Der sich bietende Anblick lässt sie verträumt lächeln. Das Kinn findet wieder Platz auf den Handflächen der angewinkelten Arme, ihre grünen Augen leuchten.

OHH

Was soll so interessnt dran sein, dass der Knecht ein Mädchen hat!? Bestimmt muss man es einfach darauf zurückführen, wie prominent er nun mal hier in der Gegend sein wird.
Dann jedoch wird Widumir bewusst, dass so eine Freundin durchaus etwas Besonderes wäre. Mit etwas langem Gesicht und enteilenden Traumbildern glotzt er zum Tresen.

OW

Auch des Gutwetterbauers Aufmerksamkeit wendet sich nun der Romanze zwischen dem Eberknecht und der jungen Frau zu. Der Bemerkung des Wassermüllers kann er nur mit einem gutmütigen Grinsen ein "Wohl wahr!" hinzufügen. "Und er stellt sich an, als wär er grad' erst sechzehn. Die Ohren sind rot wie Ackermohn und er stammelt mehr als zu sprechen. Fast wie ein Erntehelfer, den man erwischt hat, wie er was von der Kirschernte genascht hat."

OHH

'Rot wie Kirschen' ist die Information, die bei Widumir angelangt, denn auch mit höherer Aufmerksamkeit würde er kaum verstehen, warum einem das Naschen peinlich sein sollte. Jedenfalls naht soeben die Ursache der Kirschenrotheit des Knechtes von rechts. Wirklich ein guter Platz, mitten im Geschehen, den sich Widumir da ergattert hat.

OB

Mit Romantik und roten Ohren hat's der Wassermüller offenbar nicht so. Die Worte des Gutwetters lässt er eher an sich vorbeirauschen. Unvermittelt kommt er auf die handfesten Fragen zu sprechen: "Hat Tesden eigentlich einen Erben?"
Alriks Mädel müsste schon in Hörweite sein.

Zum Tanze!


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Redaktion und Lektorat: OHH 2014