Magischer Beobachtungsposten

Autoren: Oliver H. Herde und andere

OHH

Da der Beutel bereits gelockert ist, geht es mit der Kristallkugel diesmal etwas einfacher und schneller. Kurz bewegt der Alte seine rheumatischen Finger in der Luft, dann hebt er seine optische Gerätschaft vor die Augen und betrachtet erneut das Tresenwesen.

Ohne Ton - genauer: ohne verständlichen Ton - gibt das Geschehen an der Theke allerdings gar nicht mal so viel her. Die Leute unterhalten sich, essen und trinken - wie das eben in einem Gasthause so üblich ist.
Drum lenkt der Magus den Kugelfokus ein wenig umher auf der Suche nach weiteren Forschungsfeldern. Etwas zur Linken sitzt inzwischen die Halbelfe am Kamintische, vertieft in ein Schreiben. Noch weiter drüben am großen Tische wartet die Dame nun wohl auf die Bedienung. Es sieht momentan nicht sehr erfolgversprechend aus.

Jedenfalls betrachtet sie eingehend das Geschehen an der Theke ohne Seitenblick auf den greisen Beobachter. Selbiger verliert dann auch beinahe das Interesse, doch mangels offenkundiger Alternativen mag sich an ihr oder ihrem Tische womöglich dennoch eine Forschungsfrage ergeben, wenn man nur lange genug die Szenerie mustert.
Und tatsächlich: Auch sie scheint elfisches Blut innezuhaben, sofern er die Form der Ohren recht deutet. Mit dem Mädel am Nachbartisch hat sie ansonsten allerdings wenig bis nichts gemein. Hier könnte sich ein kurzweiliges Feld der Betrachtungen eröffnen.

MvZ

Schnellen Schrittes kehrt der Barde an den großen Tisch zurück. Mit einem freudigen Lächeln nickt er der holden Dame zu.

OHH

Wo die jüngere, ärmlichere Halbelfin in ihr Dokument vertieft ist und erst nach und nach über dessen Inhalt erfreut oder erleichtert zu sein scheint, wirkt die andere zur Linken vordergründig offen, derweil sie ihrerseits den Tresen beobachtet. Doch kommt es dem alten Späher so vor, als verliere sie sich darin und schweife in ihren Gedanken ab.
Möglicherwiese trifft es sich ganz recht, dass ihr zurückkehrender vermeintlicher Begleiter von unnützen Spekulationen abbringt. Was nun ließe sich statt dessen ergründen? Auf der Suche nach einem neuen Feld, bemerkt der Greis den Zustand der Kleidung des Mannes. Dieser lässt nun doch eher darauf schließen, dass jene beiden nicht des gleichen Standes sind. Vermutlich ist er nur ein Diener oder Gesellschafter; nach wehrhafter Bedeckung sieht er auf die ersten Blicke nun nicht aus.

JR

So lässt die junge Frau den Brief schließlich wieder auf den Tisch sinken und ihren Blick erneut durch die Schankstube wandern.
An der Theke geht es immer noch um Käse und inzwischen auch um alkoholische Getränke. Auf der anderen Seite scheinen sich am großen Nachbartisch allmählich Gäste zu versammeln, während der gruselige Magier immer noch alleine an seinem Tisch sitzt - ebenso, wie sie selbst.

OHH

Anscheinend stellt sich der Schwarzgewandete der Halbelfendame vor. Folglich würden sie sich erst hier kennengelernt haben. So schnell können sich Annahmen als unberechtigt erweisen. Derweil wandert der Focus der Kristallkugel wieder zum Kamintische, wo die andere Halbelfe gerade scheu herüberschaut. Fürchtet sie etwa das Alter? Bei elfischem Blute wäre dies nicht allzu überraschend, müssen ihr betagte Menschen doch als etwas sehr Fremdes vorkommen.
Möglicherweise hilft ein freundliches Lächeln, dem Mädel zu zeigen, dass er noch nicht im Sterben liegt. Hierfür nimmt der Greis die Kugel etwas beiseite, damit sie es nicht verdeckt und womöglich ungewünscht verzerrt.

JR

Zu Udanas Überraschung lächelt der gruselige Magier, woraufhin er auf sie längst nicht mehr so gruselig wirkt wie zuvor. Dennoch wendet sie den Blick rasch ab und dem Brief zu, der nun wieder vor ihr auf dem Tisch liegt. Sie schiebt ihn zurück in den Umschlag, um den Blick dann wieder zu heben und ihrerseits vorsichtig in Richtung des Tisches mit dem Magier zu lächeln. Vielleicht tut sie ihm ja vollkommen unrecht, wenn sie ihn für gruselig hält.

OHH

Was für ein entzückend scheues Geschöpf! Es gibt durchaus jüngere freche Rotznasen, welche den alten Magus mit unverholener Neugier begegnen. Deren Fragen sind dann allerdings meist sehr oberflächlich. Kann man eigentlich von meist sprechen, so selten, wie er das Konzil verlässt? Bei den Kindern Bediensteter ist eine gewisse Vertrautheit ja schwerlich überraschend zu nennen.
Ob dieser Gedanken bekommt des Greisen Schmunzeln rasch eine nachdenkliche und zunehmend geistesabwesende Note, bis es angesichts des neuerlichen Blickes der Halbelfe wieder zum freundlichen Lächeln zurückwechselt.
Sie nicht gleich wieder zu verschrecken, sieht er vorerst von neuerlichem Einsatz der Kristallkugel ab. Es ist schon bemerkenswert, wie der Mensch selbst bei sonders schlechten Augen noch Gesichtsausdrücke zu deuten vermag. Dies könnte eine Studie wert sein. Jedoch womöglich eher der eines Medicus denn eines Magus? Andererseits sind derlei Freizeitbeschäftigungen ja nun auch für ihn nicht zu verachten.

JR

Fasziniert beobachtet Udana, wie sich der Gesichtsausdruck des Magiers ändert, bis er schließlich wieder lächelt - vielleicht, weil er ihren Blick bemerkt hat.
Jetzt, wo sie ihn nicht mehr so gruselig findet, wird ihr aber auch klar, dass es recht unhöflich ist, andere quer durch die Gaststube anzustarren, so dass sie ihren Blick wieder kurz zur Theke gleiten lässt, wo der Thorwaler sich offenbar weiter mit den Käseverkäufern unterhält und sich zwischendurch weiter um alkoholische Getränke bemüht.
Ihr Blick geht unbewusst wieder zu dem Tisch des Magiers und dann zurück zur eigenen Tischplatte, während ihre Gedanken sich dem zuwenden, was jenen alten Mann von den meisten anderen in dieser Gaststätte unterscheidet, nämlich der Magie.

OHH

Dem jungen Ding scheint seine Aufmerksamkeit trotz aller Freundlichkeit ein wenig unangenehm zu sein; dies möchte der Alte nun gewiss nicht! Wenn er hingegen woandershin schaut, darf er sich auch wieder die Verwendung der Kugel erlauben.
Doch was ist momentan dieser kleinen Mühe wert? Am großen Tisch nahebei tut sich allzu wenig, am Tresen dagegen ist es noch immer etwas unübersichtlich mit vier Gästen und dem Wirte - folglich im Zweifelsfalle vermutlich ergiebiger.

Kaum hat er seinen Fokus dorthin gelenkt, brechen zwei der Gäste aus dem kleinen Gewimmel hervor und gesellen sich unvermutet ausgerechnet an den eben noch betrachteten Kamintisch zu der scheuen Halbelfin. Jene wirkt auch gar nicht so unbegeistert, wie der Alte es vermutet hätte. Nun ja, gewiss gibt es viele, denen das Alter als etwas entweder Langweiliges oder Unheimliches gilt. In letzterem Falle flüchtet sich mancher womöglich aus der Vorstellung der eigenen Sterblichkeit. Ein Thema, das diesen greisen Magus auch nie sonderlich berührt hat...

Als Wissenschaftler ist man das Alleinsein ja hinreichend geübt, mag es auch immer wieder Lehrstunden, Rücksprachen und ganze Konvente geben, bei welchen es nicht bloß einem alten Mann bisweilen einigermaßen zuviel werden kann. Versonnen lässt dieser hier seinen Kristall absinken, ohne es recht selbst zu bemerken.
Wie viele Menschen - und anderes - man doch im Laufe eines Lebens so alles kennenlernt! Wegbegleiter, Weggefährten, Wegbereiter, Wegversteller... Jedenfalls sind sie alle dann irgendwann weg. Ein kaum sichtbares Schmunzeln ob des kleinen Wortspieles umspielt die faltigen Lippen.

Damals zu seinem hundertsten Geburtstag hat die Hälfte ja nicht einmal auf seine Einladung reagiert. Gut, manchen mag sie gar nicht erreicht haben oder die Antwort den Einladenden nicht, andere waren womöglich schon tot... So ist das eben in einer Welt, welche sich selbst in der Natur insbesondere durch Unzuverlässigkeit auszeichnet.
Jedenfalls bot dies zusätzlichen Grund, sogar die runden nicht mehr zu feiern. Es wird eh irgendwann bedeutungslos und anstrengend. Freilich kommt man dann mit der Zählung eher durcheinander, aber täglich geht viel wichtigeres Wissen verloren.

Genug des Trübsales! Was sind das draußen für Stimmen und Geräusche? Zu verstehen gibt es auf die Ferne nichts, freie Sicht hat er auch nicht, da das Fenster nahebei nicht genügenden Blickwinkel bietet. Aber wofür ist man schließlich Magier!
Schon hebt sich die Kristallkugel wieder vor die Augen. Einen Fokus um die Ecke zu leiten, ist keine Übung für Adepten. Wobei...
Wieder schmunzelt er in sich hinein, doch auf einmal sieht er das Fenster zur anderen Seite in der Kugel - allerdings von außen! Davor steht doch tatsächlich so ein Echs und schaut hinein! Ist das etwa dieser verrückte - wie hieß er gleich? - Ko... Koatl müsste es gewesen sein - welcher da mit einem anderen Magus spricht? Vermutlich noch immer auf der Suche nach jenem Stein, welcher hohl und oliv zu sein habe. Ob er ihn wohl je gefunden hat?

Anscheinend gibt es hier irgendwelche Kraftlinien, welche die Fähigkeiten der Kristallkugel durcheinanderbringen und erweitern. Dem wird noch nachzugehen sein.
Plötzlich wechselt das Bild in den dem Lichte nach zu urteilen wohl abendlichen Schankraum. Mittendrin spielt ein stämmiger Kerl in bunter Wickeldecke und noch bunterer Bommelmütze mit der Laute auf und singt dazu, drumrum hopsen fröhlich Leute wie ein schlaksiger ebenfalls farbenfroh gewandeter rotblonder Jüngling, ein noch jüngerer und vielleicht seine Schwester in einfacheren Gewändern, ferner möglicherweise schon wieder eine Halbelfe im Satinkleide...
Moment einmal, tatsächlich zu hörende Musik? Ton hatte er bislang noch nie! Ach nein, die noch unsortierten Klänge dringen vom Nachbartische herüber, da der Schwarzgewandete sein Instument vorbereitet.

Schön, wie konzentriert der mutmaßliche Barde bei der Sache ist! Sorgfalt ist etwas überaus Anerkennenswertes! Entsprechend zeigt sich auf dem faltigen Antlitz erneut ein wohlwollendes Lächeln. Das erinnert ihn daran, wie er selbst als junger Mann eine Melodie mit Reagenzgläsern zu spielen versucht hat. Gewiss keine große Virtuosität, aber hinreichend lustig.

Zwar bietet er einen schönen Eindruck, dieser Barde, jedoch gibt es ansonsten wenig daran zu entdecken. Außerdem wollte der Alte ja schauen, was sich vor der Türe ereignet, wie er sich nun erinnert, da die Kristallkugel so schwer in seiner Hand liegt.
Daher Blick und Konzentration wiederum auf diese gerichtet, zeigt sich zunächst ganz natürlich das nunmehr wieder dahinterliegende Fester. Des Magiers Wunsche folgend, welcher angestrengt seinen Kopf zur Seite neigt, wendet sich das Abbild etwas nach links, verschwimmt dabei ein wenig, verzerrt den Hintergrund mit den umliegenden Feldern und Auen. Schließlich zeigt sich der wohlbekannte Eingang dieses Gasthauses. Er steht offen mit einer hineinschauenden Frau darinnen. Selbige dürfte die Wirtin von hinten sein. Daneben ein junger Bursche, den der Greis heute auch schon irgendwo gesehen hat. Wie schön: Man befindet sich in dieser Betrachtung also tatsächlich in der Gegenwart!

VW

Siona zuckt mit den Schultern. "WINA!" schallt es aus dem Wirtsfrauenmund, "könntest du bitte darauf achten, dass im Moment keiner durch die Tür nach draußen geht? Wir haben hinter der Tür die Leiter stehen." Siona dreht sich um.

RB

Der Junge nimmt die Leiter wieder von der Schulter in die Hand. Direkt vor der Tür findet sie festen Stand. Geschwind klettert er hinauf und erwartet den Lappen, um diese Seite des Ebers der anderen anzugleichen.

OHH

Faszinierend: Schon weider eine Szene mit Ton, was allerdings ob deren räumlicher Position buchstäblich naheliegend ist. Im Blickwinkel bekommt der Greis mit, wie das junge Fräulein sich in Bewegung setzt.
Derweil erklären die Handlungen des Burschen zunehmend, was da draußen vor sich geht. Irgend etwas in der Höhe wird ausgebessert. Gewiss wird es nicht lange genug auf sich warten lassen, um das altgewohnte Spiel der vielen Möglichkeiten aufzufahren.

RB

Caspar nimmt den Lappen entgegen und beginnt zu wischen. Nach den Erfahrungen auf der anderen Seite geht es hier viel schneller, bis er nach der Wurzelbürste fragt. Auf dem Boden vor der Tür zum Eber bildet sich dabei eine braune Pfütze.

OHH

Eine Reinigung des Schildes steht also an - oder deren Abschluss kurz bevor, wie es scheint. Ob heute ein besonderer Tag ist? Jedenfalls bekommt der Greis den Eindruck, hier triefe der Schmutz von Jahrzehnten. Ebenso jedenfalls wirkt der ergrünende Eber zunehmend vertraut. So mag es folglich doch sein, man ist hier schon einmal irgendwann eingekehrt.

Wieder dieser Frage seines potentiellen vormaligen Aufenthaltes nacheilend, schwenkt des Magus Hand ein wenig beiseite, dass die aktuelle Ums-Eck-Übertragung abbricht und statt dessen eine junge Frau auf der anderen Seite der Türe in den Fokus der Kugel gerät. Wer ist das jetzt schon wieder? Wen will sie mit ihren verschränkten Armen eigentlich erschrecken, wenn ihr recht niedliches doch so dagegenspricht?

Zeigt die Kugel nun Gegenwart oder Vergangenheit? Zwecks Überprüfung hebt der Magus sein Haupt und somit den Blick am Kristall vorüber. Tatsächlich ist die Türsteherin überaus gegenwärtig. Womöglich wird sie gleich zu tun bekommen, da soeben die besonders junge Halbelfin auf das Mädel an der Türe zu eilt. Wiederum kaum genügend Zeit, für des Alten Lieblingsbeschäftigung, sich allerlei Möglichkeiten auszudenken wie ob sich die beiden kennen oder warum sonst die eine auf die andere zusteuert. Eine Verabredung mit ihr oder jemand anderem, eine Notdurft oder schlichter Bewegungsdrang gehören ja nur zu den wahrscheinlichsten.

RB

VW

OHH

Wird fortgesetzt...


Ausschnittliste / Charakterbeschreibungen / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2025