Tresen, Tresen, zum Genesen

Autoren: Gisela Michel, Oliver H. Herde, Sabine Richling und viele andere

OHH

Bei dem großen und all den vielen kleinen Lichtern am Firmament mag ein weiteres, welches sich seit einer Weile dem Gasthaus Zum Grünen Eber nähert, lange nicht aufgefallen sein. Doch immerhin bewegt es sich, dies zudem dicht über dem Boden.
Als es näherkommt, könnte ein Beobachter es als einen auf die Straße gerichteten Strahl wahrnehmen, der ein wenig zu zittern scheint. Nicht wie das Flackern einer Fackel oder Kerzenflamme. Eher, als schüttele jemand den Strahl ein wenig.
Tatsächlich lässt sich auch bald das träge Klappern von Hufen und einem Wagen vernehmen.
Aus dem Dunkel unter einer Kaputze hervor mustert ein Augenpaar das Gehöft. Doch selbst, wenn es einen Beifahrer gäbe, könnte dieser schwerlich erraten, was im Kopf des Wagenlenkers vor sich gehen mag.
Bald hat das kleine Gefährt die Hausecke erreicht und wird sacht langsamer als es ohnehin war. Es ist ein sehr kleiner Kastenwagen, auf welchem eine einsame sperrige Kiste geladen steht. Gezogen wird er von einem betagten Eselchen, gelenkt von einer in eine wohl graue Reiserobe gehüllten zierlichen Gestalt.
Letztere hat etwas unter den Arm geklemmt, das man zunächst des Lichtes davor wegen nicht leicht erkennt. Doch schnell zeigt sich, dass es sich hierbei um einen langen Stecken handelt, von dessen Spitze höchstselbst der mattweiße Lichtstrahl ausgeht und neben dem Rücken des Grautieres vor allem die nähere Umgebung der dunklen Straßenoberfläche beleuchtet.
Vor der offenen Haustüre schließlich, vor der und auf deren Schwelle sich ein kleines Grüppchen aufhält, zieht der Kutscher die Zügel für einen endgültigen Halt etwas an. Im nächsten Moment entfährt ihm ein halblautes gekrächztes "Autsch!"
Wie resignierend sinkt die Gestalt wieder etwas zusammen und lässt den feinohrigen Lauscher ein Seufzen vernehmen. Auch Stab und Strahl sinken, wobei letzterer langsam verglimmt.

JK

Langsam öffnet der junge Mann wieder die Augen, zu langsam, um mehr als die Ahnung eines Leuchtens zu erkennen, bevor die Finsternis es verschluckt - oder spielen seine Augen, die sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt haben, einen Streich? Zumindest kann er auf der Straße kaum mehr als einen unförmigen Schatten erkennen. Reisende zu dieser Stunde?
Noch immer die Tür aufhaltend, entschließt sich Ramon, das Grübeln rasch aufzugeben und Worte folgen zu lassen. Vermutlich ist es ohnehin nur jemand, der sich in der Dunkelheit verfahren hat. "Guten Abend!"

OHH

Oh, diese Schulter! Das lange Halten der Zügel, zudem seit Einbruch der Nacht vor zwei oder drei Stunden mit nur einer Hand, ist reinstes Gift für die alten Knochen. Etwas umständlich greift die knochige Linke an die verspannte Stelle, wodurch der Stab an Halt verliert und mit der Spitze bis zum Boden hinabgleitet.
Allerdings ist man bemerkt worden, was ja auch in keiner Weise zur Verwunderung Anlass gibt. Da gebietet es die Höflichkeit... sie gebietet, dass... hm.
Beide Hände schieben nun in aller gebotenen Vorsicht und Würde die Kaputze zurück in den Nacken. Das faltenzerfurchte Gesicht eines Greises tritt ins fahle Mondlicht und scheint beinahe verwandschaftliche Ähnlichkeit zu dem Gestirn zu besitzen. Freilich sind Details auf die Entfernung bei diesen Sichtverhältnissen nicht festzustellen, doch die zurückfliehenden hellen Haupthaare wuseln trotz eines Haarbandes, welches sie zu einem Pferdeschwanze bändigen soll, ein wenig verwirrt im Nachtwind umher.
"Ähm, äh..." Ein kurzes Grußneigen von Kopf und Oberkörper leitet zu den eigentlichen Worten über: "Guten Abend, die Herrschaften..."
Angestrengt blinzelt der Alte in die Runde. Drei Personen wohl unterschiedlichen Geschlechtes werden gezählt.

JR

"Guten Abend!" erwidert auch Tiara in die Dunkelheit hinein, an die sich ihre Augen noch längst nicht gewöhnt haben, so dass sie von dem Neuankömmling weit weniger zu sehen glaubt als dieser von ihr und ihren Begleitern.

OHH

Ein bedächtiges Nicken auf den zweiten Gruß hin.
Unverändert fahren die Blicke prüfend über die drei Personen, welche sich möglicherweise zu einem schlaffördernden Nachtspaziergang aufmachen wollen. Oder auf eine Suche. Oder sie reisen mit leichtem Gepäck. Oder besuchen gemeinsam... nein, dies nun gewiss nicht! Oder doch? Schnelle Schlüsse sind nichts als Vorurteile des schlecht Informierten.
Andererseits findet der Greis auf Anhieb keinen hinreichenden Grund, seinen Kenntnisstand durch Nachfragen aufzubessern. Ein Stallbursch oder eine Stallmaid scheint jedenfalls nicht unter diesen Leuten zu sein. Statt dessen wirkt es so, als hielte der Mann, welcher zuerst sprach jemandem die Türe auf. Doch niemand folgt bislang. Sollte er dies höfliche Werk etwa für ihn, den neuen Gast dieses Hauses tun? Dann wäre es nicht nett, ihn lange warten zu lassen!
So hängt der alte Mann die Zügel an einem Bremshebel ein, so eilig er sich dies mit seiner Schulter erlauben kann.
Anschließend wird der Stab gegriffen und in eine halbwegs senkrechte Position gebracht. So hält er als eine Stütze hin, während sich der Greis etwas wackelig von dem kleinen Kutschbock herabbegibt. Sehr genügsam und zuvorkommend, eine Tür offenzuhalten, wenn der Nutznießer noch so weit entfernt ist! Freundlich lächelt der alte Mann daher den jungen an - allerdings nur kurz, muss er sich doch ziemlich auf den Abstieg konzentrieren.

SU

Noch immer in blasses, weißblaues Licht getaucht, erreicht der Magier wieder die Vorderseite des Wirtshauses. Dort hat sich eine angesichts der späten Stunde recht bemerkenswerte Schar von Leuten versammelt; ein Umstand, der Ucur zwar auffällt, ihn aber nicht weiter kümmert.
Beiläufig geht der Albernier in Richtung der Eingangstür weiter, schenkt den dort Stehenden ein kurzes Nicken und schließt währenddessen, ohne weiter darüber nachzudenken, die linke Hand mit einer raschen Bewegung zur Faust. Die Lichtkugel schrumpft im selben Moment, wird zu einem winzigen, leuchtenden Funken - und dann erlischt auch dieser, wie ein sterbendes Glühwürmchen.

OHH

Mit beiden Füßen auf dem Boden, nimmt der Greis auch das verebbende blaue Licht und seinen Besitzer zur Kenntnis. Dessen Nicken wird in gleicher Weise erwidert. Es macht gewöhnlich einen guten Eindruck, sich wie das Gegenüber zu verhalten. Doch da wartet auch noch jemand in bewunderungswürdiger Geduld an der Türe! Und die anderen beiden möglicherweise auf diesen. Aber die Kiste hier draußen lassen?
Windschief stützt sich der Alte auf seinen Stab und schaut unschlüssig zwischen seinem Wagen und den Leuten hin und her.

JK

Das Nicken des Magiers wird von Ramon, dem Türsteher, mit der größtmöglichen Würde erwidert. Das fällt ihm nicht leicht, denn die Beiläufigkeit, mit der der Fremde das Zauberlicht zum Erlöschen bringt, geht dem jungen Mann durch und durch.
Doch selbst wenn man von der Schwierigkeit, die in ihrer Leichtigkeit nervtötende Demonstration von etwas, das er nie besitzen wird, absieht, fängt seine Position an, ihn zu ermüden. Dem alten Mann die Tür aufzuhalten, erschien ihm als eine nette - und angesichts der Tatsache, dass Frauen im Allgemeinen nette Gesten schätzen, auch als eine kluge - Geste. Jetzt fängt er an, sie zu bereuen, zurücknehmen kann er sie jedoch nicht.
Was hält den Alten denn nur bei seinem Wagen? "Keine Sorge, wir werden auf Euren Wagen aufpassen, während Ihr das Personal benachrichtigt", ruft er schließlich hinüber, in der Hoffnung, sich so vorerst aus der Klemme zu befreien.

Caya reagiert nur mit einem jeweiligen Nicken für die ankommenden beziehungsweise rückkehrenden Herren, doch wirkt sie dabei ein wenig geistesabwesend. Der Anblick von Tiaras in schwaches Licht getauchter Gestalt hat eine Ahnung in ihr geweckt. Den Blick auf den Mond gerichtet, tritt sie an Tiara heran und blickt die Domna an. "Der Schein der Mada ist... magisch, findet Ihr nicht auch?" So wie Caya es ausspricht, ist sie mit dem Wort 'magisch' nicht ganz zufrieden, doch ein besseres Wort fällt ihr auch nicht ein.

JR

Fast von selbst geht Tiaras Blick zu dem gerade wieder enthüllten Madamal, dessen Schönheit sie sogleich in den Bann zieht und für einige Momente träumerisch nach oben sehen lässt.
"Ja", erwidert sie dann leise, "das ist in der Tat... zauberhaft." Auch sie sucht kurz nach einem passenden Wort.

SU

Der junge Mann, der in der Tür steht, scheint mit dem Alten auf dem Karren über dessen weiteres Vorgehen zu verhandeln. Das interessiert Ucur zwar auch nicht weiter, hat aber den angenehmen Nebeneffekt, dass ihm die Tür aufgehalten wird, was der Adept auf seinem weiteren Weg in Richtung der Gaststube mit einem höflich-knappen "Danke!" quittiert.

Nur zögerlich wendet auch Caya ihr Gesicht wieder dem Madamal zu. "Eine Nacht wie diese scheint geradezu für einen nächtlichen Sparziergang gemacht zu sein. Aber wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht ins Feenreich verirren", scherzt Caya. "Auch dafür scheint die Nacht wie geschaffen."
Unwillkürlich schaudert Caya dem Scherz zum Trotz. Dabei fährt ihre rechte Hand hoch zu den Amuletten an ihrem Hals.

OHH

Die Worte des selbsternannten Türstehers könnten zur Beruhigung gemeint sein, aber ebenso als eine Aufforderung, doch endlich einzutreten. Und sicher gibt es wie stets weitere Möglichkeiten, deren Erörterung sich der Greis für diesmal aber verkneifen will. Soll die Kiste halt nachkommen! Er wird sie nicht sofort benötigen, und so setzt er sich langsam in Bewegung, den Stab bei jedem gemessenen Schritt neben sich absetzend.
Allerdings scheint der Ruf auch die anderen jungen Leute aufgeweckt zu haben. Gar nicht mal ganz uninteressant, was die Damen da zum Gestirn der Nacht zu philosophieren beginnen. Feenreich? Sollte hier in der Nähe ein Portal zu einer Globule oder dergleichen zu finden sein? Doch auch dies muss auf später verschoben sein; alles zu seiner Zeit!
Auf halbem Wege erklärt er daher an jenen in der Türe gerichtet: "Auch meinen Dank schon vorab! Ihr seid sehr zuvorkommend."

JK

Um den Weg ein wenig zu verkürzen, entschließt sich der junge Mann zu einem weiteren Hinweis: "Ihr findet den Stallbuschen drinnen an der Theke." Er zögert und schiebt ein fragend klingendes "hochgelehrter Herr" hinterher. "Es ist ein junger Mann mit Vollbart."

JR

"Meint Ihr, da besteht Gefahr?" fragt Tiara. "Bislang habe ich noch mit niemanden gesprochen, dem derlei passiert ist oder der dabei war, als es jemand anderem passiert ist." Tiaras Worte kommen sehr neutral; ihnen ist unmöglich eine Wertung der Thematik zu entnehmen.

SU

Mit einem Ohr hat Ucur das Gespräch der beiden Damen über eventuelle Entführungen in die Feenwelt mitbekommen. Aber seine Gedanken dazu hätten um ein Haar bewirkt, dass er dem älteren Neuankömmling, der inzwischen ebenfalls der Tür zustrebt, im Weg herumsteht, weshalb der Adeptus seinen Schritt etwas beschleunigt und aus dem unmittelbaren Eingangsbereich ausweicht.

OHH

So spannend auch das Gespräch zwischen den Frauen noch werden könnte, möchte der Alte doch nicht länger Anlass zum Warten sein und auch gern endlich etwas essen. Folglich wird der Gang unverändert fortgesetzt.
"Auch hierfür besten Dank!" erklärt er auf der Türschwelle angelangt, sich ganz auf die Information, statt auf die Etikette konzentrierend; der Blick sucht bereits die erwähnte Theke und den Mann mit Bart.
In diesem Moment bemerkt der Greis, wie er beinahe den Kollegen angerempelt hätte. In der Tat empfindet er die Sicht im Schankraum als etwas schwieriger denn das Mondlicht draußen. Jenes ist wenigstens weitgehend gleichbleibend, so lange der vermaledeite Wind keine Wolken davorschiebt. Das Geflacker von Kerzenflammen hingegen, zudem der viel größere Kontrast zu ihrem Umfeld will den ein Leben lang gebeutelten und überanstrengten Augen nicht recht gefallen.
Kurz blinzelt er wie ein verirrter Maulwurf, dann erklärt er beiläufig: "Oh, Verzeihung." Der andere wirkt ohnehin schon auf ein Ziel an einem der Tische gerichtet. Ebenso wandern die eigenen Augen schon wieder verstohlen zum Tresen ab.

JK

"Es war mir ein Vergnügen", murmelt Ramon und lässt die Tür los, die sich darauf erst langsam schließt und dann ins Schloss fällt.

SU

Ein Blick über Ucurs Schulter zeigt dem Adepten, dass der alte Mann nun offenbar den Weg in die Gaststube gefunden hat. Die Entschuldigung wird mit einem unverbindlichen "Keine Ursache!" beantwortet, zumal ja auch tatsächlich keine wirkliche Ursache vorliegt. Und so strebt Ucur nun wieder dem Tisch zu, den er vor kurzer Zeit verlassen hat.

OHH

Hinten fällt die Türe, vorne links entschwindet der Kollege - auf zum Tresen!
Dort sind allerlei Schemen zu erkennen, vielleicht vier bis sechs Personen, teils vor, teils hinter dem Schankmöbel. Bärte vermag der neue Gast allerdings auf diese Entfernung noch nicht zu zählen.
Langsam und leicht schwankend schiebt sich die schlanke Gestalt voran, dass man sie gut eingehend betrachten könnte, wenn man wollte. Allerdings verhüllt die graue Reiserobe das meiste. Dem Manne kommt es momentan auch gar nicht in den Sinn, dass sich irgendwer nach ihm umdrehen sollte. Theke und Bart gelten seine gegenwärtigen Hauptgedanken.
Mit stetem Klopfgeräusch und gemächlichen Pausen dazwischen setzt der knorrige Ulmenstab immer neu auf den hölzernen Schankraumboden, wogegen die zugehörigen Schritte schwerlich zu vernehmen sind.
Mit dem festen Ziel vor Augen fällt dem Magus nur recht beiläufig der Kamin zur Linken auf. Eher schon vermag ihn das auffällige Festmahl des Edlen am Tische rechterhand aufmerksam werden lassen. Es könnte spannend sein, ihn näher zu mustern und anhand dessen die vielen Möglichkeiten aufzuzählen, die vielleicht Anlass zu diesem Abendmahl bieten.
Zum Spielen aber wird später noch Zeit sein. Es wirkt nicht sehr voll im Schankraum, aber wohlmöglich liegen nur bereits so viele Gäste in den Schlafräumen. Besser, man kümmert sich so bald als möglich!
Noch während der letzten, gemächlichen Schritte nestelt der Alte an einem prallgefüllten Beutelchen, welches am schlichten Gürtel baumelt. Doch mit nur einer Hand und während des Gehens bringt er dennoch nicht recht zustande, was er dort versucht, zumal sein Augenmerk sich zunehmend auf die männlichen Gestalten an der Theke richtet.
Doch was muss er erkennen, als er bei ihnen steht! Drei Männer mit je einem Barte! Allerdings scheidet der Schnurrbärtige in Anbracht der erhaltenen Beschreibung wohl aus. Was hatten wir noch? Jung soll er sein... Wer hier ist das nicht!?
Mit zusammengekniffenen Augen beugt sich der Greis wechselweise zu den übrigen zweien vor und betrachtet ihre Gesichtsbehaarung genauer, wobei die Finger am Beutel wieder in verstärkte Bemühung geraten.

GM

Ein alter Mann ist gerade angekommen. 'Welch würdevolle Ausstrahlung er hat!' denkt Lares. 'Ob das allein das Alter macht? Sicher hat er eine anstrengende Reise hinter sich.'

MN

"Also das mit den Hühnern sollten wir vielleicht besser im Morgengrauen lösen. Ich geb dann auch noch eine Runde aus, da ich ja schuld an dem Problem bin." Bei den letzten Worten wird Aficio ein wenig rot um die Nase und er vermeidet einen direkten Augenkontakt zu Lares. Als er merkt, dass Lares ihn gar nicht beachtet, fällt sein Blick auch auf die angekommene Person. 'Oh, ein neuer Gast. Interessante Person.'

AB

Alrik reißt erschrocken die Augen auf. "Das halte ich für keine gute Idee - also das mit dem Hühnerfangen meine ich, nicht das mit dem Bier", versichert er rasch, ehe da Missverständnisse aufkommen. "Ich nehme gern noch..."
Das Interesse des älteren Herrn bleibt dem Knecht auch nicht verborgen. Fragend schaut er ihn an. "Sucht Ihr jemanden, Herr?"

OHH

Zwei, nein, vier oder vielleicht doch sieben bis dreizehn Möglichkeiten spuken dem Alten durch den Kopf, was es mit der Hühnerjagd auf sich haben könnte. So entgeht ihm ganz die weitere Untersuchung seiner durchaus noch mit den Bärten beschäftigten Augen. Doch günstigerweise wird sein wohl just auf einem Huhn davongaloppierender Geist von einem der drei Männer zurückgerufen.
Obwohl er für sein Alter nicht gerade winzig ist, muss er aufgrund seiner gebeugten Haltung doch zu dem Sprecher aufschauen. Wieder übergeht der Alte völlig die empfangene Anredeform. "In der Tat - möglicherweise gar dich, Junge", erwidert er mit leicht wackelndem Haupte. Die Stirne mit dem feinen, kleinen Zeichen zieht sich in Falten. Ein Sechseck, welches einen Kreis umgibt, in dem sich ein noch kleinerer befindet, kann im flackernden Kerzenschein vage erkannt werden.
Den Blick noch auf den Kinnbereich des mutmaßlichen Knechtes geheftet, fährt der Greis nach einem Luftholen fort: "Ein feiner Vollbart... Ich hätte draußen für den Stallburschen etwas zu tun..." Was genau, wird genügen, selbigem zu verraten.
Kurz darauf verengen sich die Schlitze unter den Lidern des Alten. Was für ein eigenartiger dünner Strich zieht sich denn dort vom Barte hinauf? Unwillkürlich lehnt sich der Greis noch etwas vor. Eigentlich kann es sich hier nur um eine Narbe handeln, da eine Tatauierung oder Gesichtsbemalung seines Wissens nach nicht nur ortsunüblich wären, sondern auch in anderer Form auftreten dürften.
Inzwischen hat auch die Hand am Beutel aufgegeben und ist zu der anderen zum Stabe gewandert. Waren die Glieder durch die nächtliche Kühle auch etwas steif geworden, so bietet doch der nahe Kamin einen allzu kräftigen Kontrast, dass sie fast schon dahinzuschmelzen scheinen. Drum hält man sich besser mit aller verbliebenen Kraft fest.

AB

Hastig streckt Alrik eine Hand aus, um dem vermeindlich schwächelnden alten Mann zu stützen. "Bitte, wollt Ihr Euch nicht lieber setzen? Was soll ich denn für Euch tun, Herr?"

OHH

Die einzige sichtbare Reaktion auf die sich nähernde Hand besteht in einer eingehenderen Betrachtung derselben.
Doch dann schaut der Greis wieder zu dem bärtigen Antlitz auf. "Hrähmnjemmm... Ja, nun, draußen steht mein Wagen mit einem" - der linke Zeigefinger löst sich vom Stab und kreist ziellos etwa in Richtung der Frontwand weisend umher - "na! Esel! Ja. Achso, und die Kiste darauf hätte ich gerne hier bei mir, aber ich kann auch selbst mitkommen..."
Angesichts der dünner werdenden Stimme, des in unbekannte Ferne abgeschweiften Blickes und des leichten Kopfwackelns mag mancher hierüber natürlich so seine Zweifel haben.

Nach einer ganzen Weile fixieren die Augen wieder ihr Gegenüber. Doch eine deutliche Irritation spricht aus ihnen, muss der Alte doch erst wieder seine Gedanken sammeln, um zum Hier und Jetzt zurückzukehren. Anscheinend wartet der andere auf irgend etwas.
"Verzeihung, was hast du gesagt?"

AB

"Nichts, ehrwürdiger Herr. Verzeiht, ich war in Gedanken."
Allerdings hat Alrik ein Problem - wohin soll er mit dem zusätzlichen Wagen? Aber das muss er dem freundlichen älteren Herrn ja nicht erzählen. "Ich werde mich sofort darum kümmern. Und die Kiste hier herein."
Der Knecht wirft Lares und dem Schreiner einen kurzen Blick zu. "Ich bin bald wieder da - fangt nicht ohne mich an, die Hühner zu fangen."

OHH

Nachsichtig lächelt der Greis und nickt dazu. In Gedanken - das kennt er nur zu gut.
Aber auch die Neugier ist sogleich geweckt. Was mag dem Jungen so trefflich durch den Kopf spuken? Kaum wird es das Abwägen verschiedener Sphärentheorien sein, obgleich man dies natürlich nicht mit Sicherheit sagen kann. Eher wohl mag er an seine Liebste denken. Doch nein, seine letzten Worte geben Hinweis auf etwas ganz anderes, nämlich bereits erwähnten Hühnerfang. Hühnerdiebe? Werhühner? Oder geht es nur darum, die Küche zu versorgen? Möglicherweise auch ein Zuchtproblem.

GM

"Keine Angst, wir warten schon auf dich", meint Lares, als sich Alrik nach draußen verabschiedet.

OHH

Oder sollte gar nicht von wirklichen Hühnern im tierkundlichen Sinne die Rede sein, sondern von etwas ganz anderem, das nur mit diesem verschlüsselnden Begriff belegt wird? Manche Leute dieses Alters sprechen so ja gar vom weiblichen Geschlecht! Dies würde wiederum eine ganze Reihe neuer Fragen und Betrachtungswinkel aufwerfen.
Den Stallburschen hat der Greis bei alledem beinahe schon vergessen. Gedankenversunken nickt er noch einmal, wie um diesen zu entlassen, doch täte er dies wohl auch, wenn jener bereits zur Türe hinaus wäre.
Doch endlich kommt ihm auch wieder in den Sinn, weswegen er außerdem hier steht: Zu dieser späten Stunde sollte man nicht säumen, sich um Abendmahl und Nachtlager zu kümmern!
Drum wendet der Alte sich um und zum Tresen hin, wo die Wirtin, Dame des Hauses, Magd oder Schankmaid dienstbereit steht. Dabei erkennt er hinter ihr eine Tafel, welche möglicherweise von Sinnsprüchen übersät ist, wahrscheinlicher jedoch Speisen und Preise dieses Gasthauses enthält. Auch ein noch so konzentriertes Zusammenkneifen der Augen will aber keinen Aufschluss darüber vermitteln.
Die Linke sinkt wieder zu dem nahezu kugelförmigen Beutel hinab, an dem sie neuerlich zu nesteln beginnt.

MN

Aficio lauscht andächtig dem Gespräch mit dem neu hinzugekommenen älteren Mann und isst dabei die letzten Reste des Eintopfs. Sein Blick fällt auf die Hand des Alten, der anscheinend Mühe damit hat, seinen Beutel zu lösen.

AB

Es ist alles gesagt. Alrik nickt Lares und Aficio nochmal zu und macht sich dann auf, die Wünsche des alten Mannes zu erfüllen.

OHH

Um mit dem Knoten zurandezukommen, wird der Stab an die Schulter gelehnt und mit der Ellenbeuge zusätzlich gehalten. So sind beide knorrigen Hände frei, sich damit zu befassen. Auch das Augenmerk des greisen Magus befasst sich nun ganz mit dem Handlungsgegenstand.

SR

Eine ganze Weile beobachtet Siona den neuen Gast, doch erst als Alrik den Schankraum verlässt, fühlt sie sich so richtig für den älteren Herrn verantwortlich.
"Willkommen im Grünen Eber, Gelehrter Herr!" spricht sie ihn an. Sein nicht sehr erfolgversprechendes Herumnesteln an einem Beutel beginnt sie ein wenig zu irritieren, so dass ihre nächste Frage zwar besorgt, aber auch eine Spur ungeduldig klingt: "Kann ich Euch helfen?"

OHH

Der Alte erahnt mehr die Blicke, welche er auf sich zieht, als dass er sich darum kümmerte. Wenn jemand eine Frage hat, wird diese schon über kurz oder lang gestellt werden. Und in der Tat, als er soeben die Verbindung der beiden Kordelenden gelockert hat, lockt eine weibliche Stimme seine Aufmerksamkeit heran.
Ein wenig wie aus einer anderen Welt erschienen, schaut er auf, und nachdem er sich die Worte der Frau noch einmal im Gedächtnis angehört hat, erwidert er: "Oh, ja, ähm... Vielen Dank... auch von Travia und dergleichen." Eine offenkundig trotz aller mutmaßlichen Eile sehr beiläufig eingestreute Ergänzung. "Ich hätte wohl gern ein Nachtlager und etwas zu Essen..."
Nebenbei pellt er einen runden, klaren Gegenstand aus dem Beutel.

SR

"Ein Nachtlager", wiederholt Siona die Schublade mit den Schlüsseln öffnend. "Ein Bett im Schlafsaal? Ist das recht? Alles andere ist schon belegt."

OHH

"Gewiss. Ich will nur darin schlafen", erwidert der Alte ruhig und gelassen lächelnd.
Eine etwa faustgroße, durchsichtige Kugel wird endlich aus dem Beutelchen befreit und sogleich zum Gesicht emporgehoben. Sie glitzert sanft im Kerzenlicht, während der Greis hineinzuschauen scheint. In Wahrheit blickt er natürlich hindurch auf die Speisetafel.
Ja, so lässt sich das lesen! Most, Tee... Dabei kann man bereits bleiben.

SR

"Nun, wenn das so ist..." meint Siona, während sie die Nummern der übriggebliebenen Schlüssel prüft. 'Oh, nur noch in der Dachkammer ... Kann ich ihm das zumuten?' Mit gerunzelter Stirn betrachtet die Magd den gebrechlich wirkenden Herrn etwas genauer.
Doch ihr Gesichtsausdruck, der zunächst dem eines strengen Leibarztes gleicht, verändert sich schnell und zeigt eine Art sprachloses Staunen, hervorgerufen durch die nahezu skurrile Wirkung der Glaskugel vor dem Auge des Greises. Ein paar Augenblicke lang steht sie so da, bis sie sich von diesem Anblick losreißen kann und sich ebenfalls der Speisetafel zuwendet, obwohl sie doch genau weiß, was darauf steht. "Was darf es denn sein?"

OHH

Einen Moment lang wendet der Alte sich der Magd zu, wobei die Haltung seines Oberkörpers und speziell des Armes mit der Kugel im Verhältnis zum Kopf unverändert bleibt. Resultat ist, dass Siona im Glase zwei riesenhafte, leicht verzerrte Augen zwei Mal blinzeln sehen kann. Dann drecht sich alles wieder zurück dem Brette zu.
"Den Tee, würde ich sagen, das klingt gut." Aber zu Essen? Besser keinen Eintopf! Wenn man so viele Zähne verloren hat, lässt sich ein Schmatzen kaum vermeiden. Und dieses scheint hier im Lande besonders ungern gehört zu werden. Anstrengend, diese Zivilisation!
Suppe? Sicherlich leicht zu kauen, aber eigentlich hat er ja bereits etwas zu Trinken...
"Mit Brot kann ich nichts falsch machen", beschließt er halblaut. "Ja, eines mit Wurst, eines mit Käse, bittesehr."

SR

"Gerne", kommentiert Siona die Wahl des Alten. "Das geht schnell. Wenn Ihr Euch derweil einen Platz aussuchen möchtet...?"

OHH

"Gewiss." Die Antwort kann ebenso bedeuten, dass er sich die Brote deswegen ausgesucht hat, wie dass er sich nach einem Platz umzusehen gedenkt.
Allerdings schaut er noch ein Momentchen auf die Tafel, bevor er sich tatsächlich umwendet und in den Schankraum hineinblinzelt. Natürlich gibt es keinen Grund, hierfür die Kristallkugel wieder fortzustecken. Kurz schweift der Blick dabei über die beiden einfachen Männer, bevor er am Kamintisch ankommt.
Den lieber nicht; das ist wirklich etwas warm im Moment.

GM

Lares wendet sich wieder seinem Bier zu und nimmt einen Schluck. Dabei beobachtet er interessiert den alten Mann. Irgendwie fasziniert ihn dieses zerfurchte Gesicht, die knorrigen Hände. Gespannt starrt der Bauer auf die Kugel und wartet, was der vermeintliche Hellseher wohl sagen wird.

OHH

Am Rande der Kugel bricht sich auch das Abbild des nahenden Wirtes, dem der Alte kurz folgt, bis er an dem des Bauern hängenbleibt. Ganz offenkundig schaut ihn jener direkt an, weswegen der Greis es für den Moment ebenso hält. Jedoch kommt er nicht auf den Gedanken, seine Sehhilfe dabei herabzunehmen. Drum ist es nun der Bauer, welcher sich einem gelegentlich blinzelnden Riesenauge gegenüber sieht.

GM

Voll Erwartung sieht Lares, wie sich der Magier zu ihm umdreht. 'Wird er jetzt sagen, was er in seiner Kugel sieht? Hoffentlich etwas Gutes!' Doch dann erschrickt der Bauer, denn aus der Hellseherkugel heraus starrt ihn plötzlich ein riesiges Auge an. Einen leisen Aufschrei unterdrückend, weicht er rasch einen Schritt zurück. Doch hat er nicht daran gedacht, dass Aficio neben ihm an der Theke steht und er diesem den Rücken zugewandt hat. So stößt er rückwärts gegen den Schreiner und zuckt erneut zusammen.

GH

Da er sich den Zusammenstoß nicht erklären kann, behält Tesden den Bauern halb im Auge, falls ihm auf ernsthaftere Weis unwohl sein sollte, wendet sich aber dabei mit Worten dem neuen Gast zu: "Herr", spricht er diesen an, "gibt es etwas, das ich für Euch tun kann? Ich bin der Wirt dieses Hauses."

OHH

Das Blinzeln des Auges, zu dem sich zwischendurch immer einmal ein zweites gesellt, wird um so häufiger, da sein Eigentümer von nicht geringer Verwunderung ergriffen wird. Jener kann sich die hektische Bewegung nicht recht erklären. Schien der Bauer zuerst noch eine Frage zu haben, wirkt er nun eher verschreckt bis ängstlich.
Allerdings gibt es keine Gelegenheit, dieses Phänomen eingehend zu analysieren. Der Alte vollendet seine Kreisbewegung um die eigene Achse, um sich dem Sprecher zuzuwenden, auf dass nun der Wirt sich von der Kugel beobachtet fühlen könnte. "Morlan der Jüngere", erklärt ersterer beiläufig auf dessen letzte Worte hin, kümmert sich aber alsogleich um die gestellte Frage: "Eure Frau - oder Angestellte, Schwester, sonstige Verwandte oder..." Es ist mal wieder an der Zeit, sich selbst zu unterbrechen! "Nun, sie kümmert sich jedenfalls bereits.
Aber vielleicht braucht jener wackere Gesell hier etwas? Eine Krücke vielleicht? Oder eine Antwort auf eine unausgesprochene Frage?" Schon während der Rede wendet sich das Kugelaugenmerk wieder dem Bauern entgegen.

MN

Aficio hat ob des anstrengenden Arbeitstages dösend und mit geschlossenen Augen an der Theke gesessen, als er von der Seite einen stärkeren Rempler spürt und heftig zusammenzuckt. "Hey."
Als er sich umwendet und in ein riesiges Auge blickt, kann er ein "Huch" nicht unterdrücken. Gleichzeitig weicht er instinktiv zurück und sieht erschrocken zwischen dem Auge, dessen Besitzer und der Eingangstür hin und her. 'Was hat der jetzt vor? Will er uns verzaubern? Hat ihm das Essen nicht geschmeckt? Hat er überhaupt schon was gegessen? Wie weit ist es zum Ausgang?'

OHH

Wie eigenartig sich hier alle benehmen - oder doch zumindest jüngst Schreiner und Bauersmann! Verwundert reckt der Alte seinen Hals und senkt ganz unbewusst die Kugel, in welcher sich nun nur noch die Hand und irgendwelche dunklen Dinge im Hintergrund spiegeln, dazu das Glitzern der Kerzen.
"Ist euch nicht wohl?" Zu viel Bier vielleicht? Aber warum dann die Furcht und wovor? Hier scheinen die gängigsten Erklärungen die unwahrscheinlichsten, dass Morlan auf eine sonst so anregende Spekulation diesmal verzichtet.

GM

Lares stammelt ein leises "Tschuldigung" nach hinten, nicht ohne zu bemerken, dass Aficio genauso erschrocken reagiert hat.
Das Gleichgewicht hat er schnell wiedergefunden. Dennoch bleibt er mit einer Hand an den Tresen gestützt, so als könnte ihm das Sicherheit geben.
Als er wieder zurück zu dem alten Hellseher blickt, ist dieser gerade dabei, die Kugel ein wenig zu senken und den Bauern anzusehen. 'Den Göttern sei Dank, das Auge ist weg!' denkt Lares mit einem Blick auf die nur noch leicht glitzernde Kugel. Sein Blick wandert zurück in das Gesicht des Magiers und er stellt erleichtert fest, dass dieser durch das Riesenauge keinen Schaden genommen hat.
"Nicht wohl? Doch, doch. Ich hab nur dieses Auge gesehen. War es ein Ungeheuer?" er zögert kurz. Ob er sich wohl erlauben darf, den großen Seher nach seinen Erkenntnissen zu fragen? Aber die Neugier ist zu groß. Noch nie ist er einem leibhaftigen Hellseher begegnet.
"Verzeiht Herr, aber würdet Ihr uns verraten, was Ihr gesehen habt? Waren es gute oder schlechte Zeichen? Bedroht uns dieses Ungeheuer?" Fast fiebert er der Antwort des Sehers entgegen.

OHH

Auge? Ungeheuer? Zeichen?
Ganz offenkundig assoziiert hier jemand ebenso begeistert wie Morlan selbst. Allerdings begeht er den Fehler, gleich beim ersten Einfall zu verweilen und Handlung wie Rede darauf einzustellen. Das kommt ja leider durchaus auch noch bei älteren Leuten vor - selten bei so alten wie Morlan, selbstverständlich, weil diese überhaupt an sich schon selten sind.
Doch an dieser Stelle gelingt es dem Greise, seine schon wieder abschweifenden Gedanken einzufangen und mit ihnen zum Orte des Geschehens zurückzukehren.
Systematische Analyse, nichts anderes wird hier helfen! Über die Existenz eines Ungeheuers ist jener nach eigener Aussage nicht sicher. Also: "Mein lieber Junge, nun erkläre mir doch zunächst einmal, wo du besagtes Auge gesehen hast!"

Doch leider, leider scheinen Bauer und Schreiner noch vollkommen starr vor Schreck. Selbst der Wirt wirkt unbeweglich. So mag es sein, dass sie alle drei dasselbe Phänomen wahrgenommen haben oder noch weitere Gründe für ihr gänzliches Nichtverhalten vorliegen.
Entgegen seiner Lieblingsbeschäftigung, für jeden Umstand, jede Tatsache die vielen Möglichkeiten von Ursachen und Zusammenhängen in Gedanken durchzuspielen, hat Morlan nun ein ganz konkretes Problem. Dies erfordert ein zielgerichtetes Vorgehen. Obgleich auf die Frage nach dem Auge nicht geantwortet wird, muss doch genau hier des Rätsels Lösung liegen. Ein großes Auge... Weitere ungewöhnliche Eigenarten wurden nicht erwähnt, also könnte es ansonsten gewöhnlich ausgesehen haben.
Wo aber mag es erschienen sein? Wo haben die Männer noch eben hingesehen? Hinter Morlan? Da ist nur der Kamin und dunkle Wand zu sehen. Falls aber der Wirt das Auge ebenfalls erspäht haben sollte, so wäre eine genauere Peilung möglich. Morlan selbst?
Dies verwundert ihn nicht so sehr, wie es könnte. In der Welt begegnet man zu vielen schwer erklärlichen Dingen, die am Ende doch immer eine ganz natürliche Erklärung haben - wenn man zum Beispiel Magie und Dämonologie als etwas Natürliches ansieht, versteht sich.

GM

Immer noch starrt Lares den Magier gespannt an und wartet auf dessen Weissagungen. Doch der scheint sein Wissen aus der Kugel nicht preisgeben zu wollen und blickt sich stattdessen im Raum um.
'Warum verrät uns der Seher nicht, was er in der Kugel gesehen hat? Waren es so schlimme Zeichen? Oder ist die Bedrohung schon so nah, dass sie jeden Moment über uns hereinbrechen wird? Vielleicht doch ein Ungeheuer, das uns aus der Kugel heraus betrachtet hat und jetzt kommt, um uns alle zu verspeisen?'
Lares nimmt erneut seinen Mut zusammen und wiederholt seine Bitte an den Magier: "Bitte Herr, wollt Ihr uns nicht die Zeichen verraten, die Euch die Kugel offenbart hat?"

OHH

Die Kugel? Möglicherweise hat der Bauer Morlans Frage nach dem Auge nicht mitbekommen. Noch immer nicht ganz von Erkenntnis erleuchtet, hebt der greise Magus das neue Objekt seiner Überlegungen etwas empor, schaut rätselnd darauf, bis ihm endlich klar wird, dass das Auge darin gesehen worden sein muss. Wie unpräzise sich einfache Leute doch manchmal ausdrücken!
Die Erkenntnis aber, dass es die ganze Zeit um sein eigenes Auge geht, lässt den Alten in einen kurzen, fast zurückhaltenden Kicheranfall ausbrechen.
Er hebt sie Kristallkugel noch etwas höher, sie den anderen zu zeigen. "Jungchen, ich benutze dies meist als Lesehilfe, sind meine Augen doch schon lange nicht mehr von der notwendigen Schärfe! Schau, es vergrößert alle Dinge, die dahinter sind." Er führt die Kugel am Ärmel entlang, um den Effekt zu verdeutlichen. Dadurch zeigen sich in der Kugel deutlich die Maschen seiner Reiserobe.

GH

Beeindruckt hat der Wirt, nachdem er kurzen Blick in die geheimnisvolle Kugel tun durfte, dem Gespräch zwischen Lares und dem Magier beigewohnt. Überrascht hat es ihn nicht direkt, was für eine Wirkung der kristallene Gegenstand erzeugt - dass er einen Zauberer mit einer Kristallkugel erlebt, ist nicht das erste Mal. Manche, insbesondere die tulamidischen Vertreter dieser Zunft, tragen sie auch an ihrem Stab.
Aber allmählich dämmert es ihm unter den Erklärungen des Alten, richtiger: des Jüngeren. Der Bauer hat ein riesiges Auge wahrgenommen - es handelt sich also um eine Vergrößerung, die durchaus nicht magisch zu erklären sein muss - und der Greis gibt ja auch gleich selbst des Rätsels Lösung.
"Das Ganze ist also eine Art Lupe - in Ermangelung etwa eines Kneifers?" wirft er seine Mutmaßungen ein. Nun, er hat schon davon gehört, dass in Klöstern und Kontoren zuweilen eine Art durchsichtiger Lesesteine verwendet wird. Ein Zwicker, wie er ihn zuletzt bei einem Gast aus Almada sah, erscheint ihm da allerdings zweckmäßiger.

OHH

Etwas zu schnell wendet Morlan sein Haupt dem Wirt entgegen. Kurz kneift er die Augen zusammen, da ihn ein ziehender Schmerz im Nacken für die überhastete Bewegung straft.
Dann aber blickt der Greis wieder freundlich drein und lobt dessen für einen Unstudierten sicher ungewöhnliche Kenntnis: "Ich sehe, Ihr habt Erfahrung, junger Mann." Fünfzig oder sechzig Jahre erscheinen ihm nicht eben furchtbar viel.
"Allerdings geht es mir vor allem darum, mit Hilfe der Kugel einen Sitzplatz auszusuchen", ergänzt Morlan der Jüngere noch und hebt zur Demonstration die Kugel wieder vors Gesicht. Jenseits der körperlich arbeitenden Bevölkerung erspäht er dabei einen Edlen Herrn mit Diener anbei, welcher soeben ein festlich wirkendes Mahl einnimmt. Schon wieder eine Fundgrube der Spekulationen!

GM

Lares braucht eine ganze Weile, bis er begreift, was der Magier ihm da sagt. 'Eine Kugel, die Dinge vergrößert, dass es so was gibt!' Sein Blick folgt den Bewegungen der Kugel. Fasziniert beobachtet er, wie sich seltsame Strukturen in der Kugel zeigen. 'Sieht Stoff so aus?'
Dann durchfährt ihn wie ein Blitz die Erkenntnis. "Dann war es Euer Auge, was ich in der Kugel gesehen habe!" stellt er mit kindlicher Begeisterung über seine Entdeckung fest.
"Dann seid Ihr auch gar kein Seher? Ihr habt nicht in unsere Zukunft geblickt?" Der Bauer ist sichtlich erleichtert, dass die schreckliche Bedrohung durch das unbekannte Ungeheuer auf einmal weg ist.

SR

Der Greis zieht Gäste und Wirtspersonal gleichermaßen in seinen Bann. So kommt es Siona jedenfalls vor, als sie die Theke entlang näherkommt.
"Gelehrter Herr? Möchtet Ihr hier speisen oder lieber an einem der Tische?" mischt sie sich in die Unterhaltung ein. Bei Lares, der als letzter eine Frage stellte, entschuldigt sie sich mit einem bedauernden Blick für die Unterbrechung.

OHH

Väterlich, oder doch eher großväterlich lächelnd nickt der Alte auf des Bauern freudige Erkenntnis hin. Langsam wechselt seine Kopfbewegung zu einem verneinenden Schütteln, welches die beiden so eng zusammenhängenden Fragen beantworten soll. Derweil sinnt Morlan auch noch nach einer passenden sprachlichen Begleitung seiner Geste, welche etwas mehr Auskunft gibt, ohne zu langweilen oder zu überfordern.
Allerdings dringen zunehmend weitere Worte von links nicht nur an ihn, sondern auch seinen Geist heran. "Was für Fische? Ist die Wurst aus?"

SR

"Nein", seufzt Siona, wiederholt dann aber geduldig das eben Gesagte. "Ich habe hier alles. Die Wurst, den Käse und das Brot. Möchtet Ihr hier speisen oder an einem der Tische?"

OHH

Mitsamt der vorgehaltenen Kugel beugt sich Morlan etwas über die Theke und beäugt die aufgezählten Nahrungsmittel. "Oh! Ah! Sehr schön, vielmals. Ähm, danke, meine ich! Verzeiht meine Harthörgkeit!"
Damit richtet er sich wieder auf und schaut die Magd ohne Sehhilfe an, als müsse sie ihm noch irgendeine Auskunft geben. Doch im nächsten Moment fällt ihm doch gerade rechtzeitig ein, dass er ihre nun wohl schon zwei Mal gestellte Frage noch immer nicht beantwortet hat. "Achja, Tisch! Ich hielt soeben Ausschau nach etwas Passendem. Die Tresenhocker" - er wirft unverwandte Blicke zu den Seiten hinab auf das verteilte Schankmobiliar - "nunja, etwas hoch für mein Alter, nicht wahr..."

SR

"Das mag wahr sein", bestätigt Siona im mitfühlenden, ja beinahe schon mütterlichen Tonfall. "An welchen Tisch soll ich die Sachen denn bringen?" Langsam umrundet sie dabei die Theke und gewährt dem Alten dabei ein wenig mehr Zeit, um über diese neue Frage nachzudenken.

GM

Das Kopfnicken des Magiers bestätigt Lares' Annahmen. Mit einem glücklichen und erleichterten Seufzer lehnt sich Lares wieder an die Theke. Ein versonnenes Lächeln umspielt seine rauhen Lippen, als der den Bierkrug hebt und einen Schluck daraus nimmt. Nun ist alles wieder in Ordnung.

OHH

Des Magus Blicke folgen der für ihn geradezu blutjungen Frau, eilen dann um deren Frage willen gar ein wenig voraus, um unvermutet am Bauern hängenzubleiben. Wären die Leute doch immer so leicht zufriedenzustellen!
Mit urgroßväterlichem Lächeln wendet er sich weiter wieder dem Raume zu. "Lasst sehen", murmelt er. Der Edle wirkt nicht, als dürste er nach unfestlicher Gesellschaft. Auch könnte er an Morlans unvermeidlicher Essweise Anstoß nehmen. Die Liebfelder sind ja dermaßen eigen!
Der Tisch an der Türe ist sicher etwas zugig. Dort schweigen sich bereits ein Krieger und eine junge Frau an, wie es aussieht.
Einstweilen wertfrei lässt der Alte den Blick weiterschweifen und sich im dahinterliegenden Dunkel verlieren.

SR

Schließlich nähert sich die Magd dem greisen Gelehrten von der dem Schankraum zugewandten Seite der Theke. "Und nun?" fragt sie ihn freundlich. "Wohin soll es gehen?"

OHH

Bei mitgebrachtem Licht wird es sich besser lesen lassen als mit dem Kerzengeflacker - wenn die Kiste dereinst hereingebracht wird.
"Dort hinten, denke ich", erwidert Morlan bedächtig voranschreitend. Hierbei bemerkt er zur Rechten den letzten, größten Tisch, welchen er noch keiner Betrachtung unterzogen hat. Dort unterhält sich der junge Kollege von der Türe vorhin mit einem älteren. "Oder vielleicht..." Morlan ist nicht unbedingt auf Fachsimpeleien versessen, doch eventuell sprechen die beiden Magister ja über etwas ganz anderes. Und letztlich ergeben sich bisweilen ganz ungeahnte Erkenntnisse auch aus zunächst noch so unscheinbaren Gesprächen.
"Zumindest sollte ich meine Aufwartung machen..." Die Bewegungsrichtung verändert sich in einem geringen Winkel nach rechts.

SW

Der Ritter erhebt sich von seinem Stuhl. Noch ein freundliches Nicken, dann wendet er sich ab und steuert auf die Theke zu, von der sich gerade der greise Magier löst. Abschätzend lässt der alte Ritter seinen Blick über die Gestalt wandern, während er sich mit nicht mehr ganz so sicheren Schritten auf den Tresen zubewegt.

OHH

Kriegsverletzung, Alterserscheinung und der Genuss von zu viel Alkohol sind die ersten Ursachen, welche Morlan bei den Bewegungen des Herrn Ritters als erstes einfallen. Aber am wahrscheinlichsten kommt ihm dessen sicherlich unbequeme Kleidung vor.
Der Alte grüßt, wie er es aus dem Konvent gewöhnt ist, lediglich mit einem Stummen Nicken. Zugegeben, man grüßte sich nicht ständig. Allzu oft hatte man fragile Gedanken im geistigen Laboratorium zu stehen, die man damit nur zu leicht hätte umwerfen können. Welch angenehme, ungezwungene Zeit!

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Redaktion und Lektorat: OHHerde